Klima: Wandel

Tausche Schulden gegen Natur

Die Meerechse ist eine von vielen Tierarten, die nur auf den Galápagos- Inseln leben.
Die Meerechse ist eine von vielen Tierarten, die nur auf den Galápagos- Inseln leben.Rights Managed / Mary Evans / pi
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Credit Suisse kauft Ecuadors Schulden zum Schutz der Galápagos-Inseln. Deals wie dieser boomen. Halten sie auch, was sie versprechen?

Das Image der Großbank Credit Suisse ist lädiert. Das Schweizer Institut war in finanzielle Schieflage geraten und musste kürzlich sogar an die Konkurrentin UBS notverkauft werden, um Schlimmeres zu vermeiden. Dass es die Bank noch schafft, auch gute Schlagzeilen zu generieren, bewies sie letzte Woche: „Credit Suisse übernimmt Ecuadors Staatsschulden im Gegenzug für den Erhalt des Galápagos-Archipels“, verkündeten die Medien euphorisch. Schildkrötenrettung statt Bankenrettung also. Das ist doch ein guter Start für die angepeilte Imagekorrektur.

Aber es ist nicht nur das. Der Deal markiert auch den bis dato größten Tausch von Schulden gegen Natur („debt-for-nature-swap“) in der Geschichte. Geschäfte wie diese gewinnen zunehmend an Popularität, versprechen sie doch, überschuldete Nationen zu entlasten und gleichzeitig Geld für Umwelt und Klima freizumachen. Ecuador spart sich etwa 1,1 Milliarden Dollar an Schulden und investiert dafür 450 Millionen in den Schutz der Galápagos-Inseln. Die Idee klingt bestechend. Funktioniert sie auch?



Die Konstruktion an sich ist nicht neu. Schon während Lateinamerikas Schuldenkrise der 1980er-Jahre hatte der US-Ökologe und WWF-Experte Thomas Lovejoy den grünen Schuldentausch ins Spiel gebracht. Den Anfang machte Bolivien, das einen Teil seiner Staatsschulden für den Schutz des Regenwalds losgeworden ist. Später wurden Schulden in der Phase gegen alles Mögliche getauscht: Der Wechsel des brasilianischen Fußballers Romário zu PSV Eindhoven wurde damit ebenso finanziert wie eine Guinness-Fabrik.

Doch die Schuld-Swaps blieben eine kleine Nische. In der Nullzinsphase der vorigen Jahre waren sie kaum relevant. Schulden waren vergleichsweise billig, selbst für ärmere Nationen.
Doch der Dreifachschlag aus Pandemie, Ukraine-Krieg und Zinswende hat das radikal geändert. Heute sind die Staatskassen leer, neue Kredite teuer. Die Vereinten Nationen wähnen über 50 Staaten am Rande des finanziellen Kollapses. Genau die Länder, die vom Klimawandel am härtesten betroffen sein werden, haben kaum noch finanziellen Spielraum, um sich und ihre Umwelt davor zu schützen. Allein in den nächsten vier Jahren müssen sie mehr als 500 Milliarden Dollar an Schulden zurückzahlen.

Entsprechend groß ist das Interesse vieler Entwicklungsländer an den grünen Tauschgeschäften. Auch Umweltschutzorganisationen steigen groß in das Geschäft ein: So hat etwa die US-Organisation „The Nature Conservancy“ zuletzt den Seychellen, Belize und Barbados eine Verringerung der Schuldenlast im Gegenzug für mehr Natur- und Klimaschutz vermittelt. Auch Kolumbien, Gambia, Pakistan, Kenia und Argentinien haben bereits Interesse an ähnlichen Deals angemeldet. The Nature Conservancy habe 500 Millionen Dollar an Schulden in 230 Millionen Dollar für den Naturschutz verwandelt, rühmt sich die Organisation. Doch Kritiker bezweifeln, dass die Geschäfte alles halten, was sie versprechen.

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