Man kann mit allen Sinnen in der Natur lesen, nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren und der Nase, etwa wenn Maiglöckchenduft zu einem Ausflug in die Nacht verführt.
Zu den vielen Köstlichkeiten der wärmeren Monate des Jahres gehört das Schlafen bei offenen Fenstern. Man liegt in der Geborgenheit der warmen Tuchenthöhle und hört den Tieren draußen zu. Wer mit den Hühnern schlafen geht, bekommt von den Amselhähnen ein Abendlied gesungen und vom Kuckuck den morgendlichen Weckruf. Nächtens hört man gelegentlich die Füchse bellen, vor allem im frühen Frühling, wenn sie sich unten auf der Wiese treffen und Hochzeit feiern. In der Morgendämmerung schackert das Rotschwänzchen und dann weiß man, dass irgendein Feind unterwegs ist und alle gewarnt werden müssen.
Wer das Glück hat, in einer Nachtigall-Gegend zu wohnen, ist überhaupt zu beneiden, denn der kann ab der zweiten Nachthälfte andächtig werden, wenn die Gesangsstunden dieser Meistersänger beginnen. Zu den lautesten Schreihälsen zählt interessanterweise ausgerechnet der winzige Zaunkönig, und wenn er im Strauchdickicht vor dem Fenster zu pfeifen und zu trillern beginnt, wird es Zeit, aufzustehen.