Leitartikel

Ein Kapitel fehlt noch in Israels Erfolgsgeschichte

Symbolbild: 75 Jahre Israel.
Symbolbild: 75 Jahre Israel.(c) AFP
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Seit seiner Gründung vor 75 Jahren hat Israel viele Wunder vollbracht. Doch es ist nicht gelungen, eine tragfähige Lösung mit den Palästinensern zu finden. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Vor 75 Jahren rief David Ben-Gurion die Unabhängigkeit Israels aus. Theodor Herzls Traum, auf biblischem Gebiet eine Heimstätte für verfolgte Juden aus aller Welt zu schaffen, war erfüllt. Für die Araber kam das einer Katastrophe („Nakba“) gleich. Nur einen Tag später fielen die Nachbarstaaten über das winzige Land her. Sie wollten den Teilungsplan der Vereinten Nationen für das frühere britische Mandatsgebiet nicht akzeptieren. Israel gewann den Krieg. Ein kleines Wunder, dem noch viele weitere folgten.

Nach der Staatsgründung zweifelten viele, ob Israel in der kargen und feindlichen Umgebung überleben kann. Heute zählt es zu den wohlhabendsten Ländern und gilt als Start-up-Nation, in der kreative Unternehmen aus dem Boden schießen. Zwölf Nobelpreisträger, mehr als China, hat der Neun-Millionen-Einwohner-Staat hervorgebracht, sechs für Chemie, zwei für Wirtschaft, einen für Literatur und drei für Frieden, wobei die zwei fürs Oslo-Abkommen mit den Palästinensern, wie das bei solchen Ehrungen vorkommt, wohl voreilig vergeben wurden.


Israels Gesellschaft hat sich in all den Jahren grundlegend gewandelt. Eine Folge der Einwanderungswellen aus dem Nahen Osten und aus Russland (erstaunliche Integrationsleistung übrigens), aber auch des Anstiegs der ultraorthodoxen Bevölkerung. In Summe ist Israel nach den gescheiterten Friedensbemühungen stark nach rechts gerückt, die Linke, der Staatsgründer Ben-Gurion noch angehört hatte, ist marginalisiert.

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