Die Gefühlswelt junger Mütter bleibt aus Scham oft im Verborgenen. Dabei ist Überforderung nach der Geburt ganz normal.
Von Müttern wird in jederlei Hinsicht Perfektion erwartet. Der gesellschaftliche Druck, glückliche, wohlerzogene Kinder großzuziehen und nebenbei Arbeit und Haushalt zu organisieren, hält sich hartnäckig – und er beginnt schon vor der Geburt. Die Mama als Märtyrerin, die veralteten „Glaubenssätzen hinterherhechelt“? In ihrem Buch „Das Baby ist nicht das verdammte Problem“ räumt Ana Wetherall-Grujić mit diesem Klischee auf. Denn nach einer Geburt geht es nicht darum, perfekt zu sein. Wichtig ist, dass sich Mutter und Kind so wohl wie möglich fühlen, ohne dabei ständiger Beurteilung von außen ausgesetzt zu sein. Das ist schwer genug, wie die Autorin darlegt.
Denn die Auswirkungen einer Geburt auf die Gefühlswelt der Mutter sind enorm. „Wochen danach war ich körperlich und psychisch erschöpft von einer massiven Lebensveränderung – und gleichzeitig ständig gereizt, weil ich mit dem Kind immer allein war“, schreibt Wetherall-Grujić. Anderen zu erklären, dass ein Neugeborenes nicht nur das pure Glück, sondern eben auch eine herausfordernde Lebensumstellung bedeutet, sei gar nicht einfach. „Und das Niederträchtigste an diesem Glückszwang: Er zwingt Frauen, ihre Erfahrungen zu hinterfragen, anstatt zu sagen: Das sind meine Probleme. Wie können wir sie lösen?“