Eine Prise Downton Abbey, ein Schuss „Brideshead“, ein halsstarriges Mädchen, tiefe Liebe und noch tiefere Traurigkeit: „Das Theater am Strand“ von Joanna Quinn verzaubert.
Es ist das Jahr 1928, als in einer stürmischen Nacht ein Blauwal an der Küste von Dorset angespült wird und verendet. Der Wal gehört nach dem Gesetz dem König – wie alles, was in England an Land geschwemmt wird. Doch Miss Cristabel Seagrave sieht das anders. Begleitet von ihren Halbgeschwistern packt sie ihre Flagge (einen angespitzten Besenstiel) erklimmt das tote Tier und markiert ihn als das Ihre, wobei sie doch ein wenig erstaunt ist, wie hart die Haut eines solchen Ungetüms sein kann. Miss Cristabel Seagrave ist zu diesem Zeitpunkt zwölf Jahre alt, und es gibt nicht viel, was sie nicht weiß.
Diesen Wal lässt Joanna Quinn in ihrem Roman „Das Theater am Strand“ für Cristabel zum Inbegriff aller glücklichen Zeiten in ihrem Leben werden. Gemeinsam mit ihrer Halbschwester Flossie (damals noch „Veggie“ genannt, weil sie aussieht wie Gemüse), ihrem charismatischen Cousin Digby und ausnahmsweise unterstützt von den Erziehungsberechtigten in ihrem Haushalt und deren bunter Truppe von Freunden, säubert Cristabel die Rippen des Wals und baut daraus eine Bühne am Strand. Die Produktionen der jungen Impresaria hallen dank Cristabels laienhaften Charmes und ihrer einfallsreichen Entschlossenheit bis London nach. Das Leben ist perfekt, doch dieser Zustand hält bekanntlich selten länger als einen Augenblick.