TV-Notiz

Wie Böhmermann den ESC in Österreich kommentierte: Ein bisserl' wyld, ein bisserl' flauschig

Olli Schulz und Jan Böhmermann kommentierten den ESC 2023 für FM4.
Olli Schulz und Jan Böhmermann kommentierten den ESC 2023 für FM4.Screenshot ORF/FM4
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FM4 holte für den Eurovision Song Contest 2023 Jan Böhmermann und Olli Schulz an Bord. Vom ORF distanzierte man sich gleich zu Beginn. Ein unterhaltsamer Abend.

Mit Jan Böhmermann und Olli Schulz hat FM4 wieder auf ein recht sicheres Pferd gesetzt. Nach den österreichischen Koryphäen Armin Wolf und Peter Filzmaier (Podcast „Der Professor und der Wolf“) holt man jetzt die deutschen ins Boot. Und zwar, um den 67. Eurovision Song Contest (ESC) zu kommentieren. Das ist insofern clever, weil das zwei sehr reichweitenstarke Männer sind, ihr Podcast „Fest & Flauschig“ zählt über eine Millionen Hörer:innen pro Woche, der Großteil zwischen 18- und 34-Jährige. Der durchschnittliche FM4-Hörer ist heute 38 Jahre alt.

Wer sich bei „Fest & Flauschig“ at Home fühlt, hat gewiss auch den Samstagabend mit FM4 genossen. Hörbar angeregt wurde gewitzelt und geschmatzt (Pombären und Schokoherzen), mitgeträllert und schwadroniert. Die Musik war da eher Nebensache. Zu hören war sie ohnehin nur, wenn sie Böhmermann und Schulz zusagte – oder bis zur Sprachlosigkeit missfiel. In Summe waren das Pi mal Daumen fünf Nummern. Unterhalten wurde man so ohnehin besser, konsequente fünf Stunden.

 

Österreich kam vergleichsweise gut weg – die Hand die einen füttert beißt man bekanntlich nicht - Teya und Salena seien „die einzige Hoffnung, die Österreich noch hat“, nachdem es immerzu im Schatten von Tschechien und Ungarn stünde. Wobei man da schon gut Skifahren könne. Vom ORF distanzierte man sich gleich zu Beginn des Streams, sodass der Rundfunk das diesmal nicht im Nachhinein tun muss (Sie erinnern sich vielleicht an Böhmermann im „Kulturmontag“ 2019): „Alles was gleich passiert, hat nichts mit dem ORF zu tun, das sind alles wir.“

Viel Musik sei dabei gewesen, die man sich erst „schönhören“ musste, 26 verschiedene Gefühle seien auf einen eingeprasselt, viele der Performer hätten wohl Schmerzen. Der Kreativität sei – leider – keine Grenzen gesetzt worden, die eine oder andere Performance war Böhmermann zufolge bisserl‘ „wyld mit Y“. Allerhand erklügelte (!) Hintergrundinfos hat man außerdem bekommen. So hätte man sich beim ESC in letzter Minute für das Motto „United by Music“ statt „Fuck Russia“ entschieden, die Bühnendeko bei Nanu-Nana gekauft, unter der Bühne sitze eine 50-köpfige Live-Band („Da ist nichts vom Band!“) und für die Bühnenshows werde russisches Gas in die Luft geblasen. Gerhard Schröder hätte da einen besonders guten Deal klargemacht. 

 

Wenig anfangen konnten die Kommentatoren mit dem „anpolitisierten“ Beitrag der Schweiz (I don't wanna be a soldier, soldier/I don't wanna have to play with real blood). „Du kannst doch nicht als Schweizer so nen' Song singen“, Böhmermann mehrfach. Man hätte sich überlegen sollen, von welcher Position aus man singt. Geschrieben hätte den Text apropos ChatGPT.  

Das sonst so eingeschweißte Duo musste sich erst herantasten, in der Kommentatorenkabine einfinden. Gegen 22 Uhr klang man hiernach wie ein eingespieltes Radiomoderatorenteam, gewohntem Schmäh inklusive. Da hatte man sich auch als Zuschauerin schon ans überlappende Stimmengewirr gewöhnt. Für zwischenzeitliche Tonprobleme machte man Herbert Kickl verantwortlich, gegen Ende war man auf Kommentatoren- wie auf Publikumsseite von Müdigkeit gequält, was wohl eher an der Veranstaltung selbst lag. Auch Loreens zweiten Sieg (für Schweden) konnte die beiden nicht mehr aktivieren, „ich fühl's nicht“, wiederholte Böhmermann immer wieder.

Allerhand Publikumsstimmen für Österreich konnte das Podcast-Duo leider nicht sammeln, unterhalten konnte es aber (weitgehend) sogar jene, für die der ESC ein Zirkus ist.

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