Replik

Die Hemdsärmeligkeit der Kickl-Verharmloser

Hierzulande wird die FPÖ selten „rechtsradikal“ genannt. Mit ihrem Vorbild eines illiberalen Staats wie jenem Orbáns ist sie es aber.

Der Autor

Martin Amanshauser (* 1968 in Salzburg) arbeitet als Autor und Reisejournalist (u. a. „Amanshausers Album“ im „Schaufenster“ der „Presse“) und veröffentlichte zuletzt „Die Amerikafalle oder: Wie ich lernte, die Weltmacht zu lieben“ (2018) und „ Es ist unangenehm im Sonnensystem“.

Anlässlich des Gedenktags zur Befreiung des KZ Mauthausen sprach der Philosoph Michel Friedmann im Parlament. Er, politisch konservativ, identifizierte die FPÖ als „Partei des Hasses“, „demokratisch gewählt, was die Partei aber nicht zu einer demokratischen macht“, und bilanzierte, als Demokrat sei es ihm „die höchste Ehre, das Ihnen, die Sie Anti-Demokraten sind, ins Gesicht zu sagen“. Herbert Kickl – sonst vor Kameras souverän – geriet in Verlegenheit. Schlagartig verwandelte er sich in ein kopfschüttelndes, halb süffisant sich windendes, halb zungenleckend-buckelndes Parteiführerchen. (Demaskierend übrigens auch, wie Kogler und Rendi-Wagner mit steinener Miene Friedmann Szenenapplaus verweigerten; Sobotka schien beinahe zu beten.)

Warum nur scheitern Medien und politische Konkurrenz an derartiger Entlarvung der FPÖ als einer Demokratie-Zerstörungsbewegung, die mit gezinkten Karten spielt? Weil sie eines immer so undeutlich aussprechen: Kickl und seine Leute sind zertifizierte Rechtsextreme, stehen historisch in der Tradition des Nationalsozialismus, haben in Hunderten dokumentierten Fällen NS-Verharmlosung betrieben, nebst habitueller Absonderung von zeitgenössischem Rassismus und Verbreitung von Verschwörungsdreck.

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