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Wien richtet erneut WM des Deppert-im-Weg-Stehens aus

Menschen gehen durch eine U-Bahn-Station.
Menschen gehen durch eine U-Bahn-Station.Die Presse/Clemens Fabry
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Über einen Breitensport, der vor allem in Stationen des öffentlichen Verkehrs ausgeübt wird.

Wien ist ein Ort der Diplomatie, bekannt für Kongresse und auch internationale Verhandlungen. Aber die Stadt hat sich auch schon als Austragungsort für große Sportveranstaltungen einen Namen gemacht – da eine Fußball-EM, dort ein Marathonweltrekordversuch und diverse andere Events. Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit hat es die österreichische Hauptstadt aber auch geschafft, weniger bekannte Veranstaltungen aus dem Breitensport anzulocken. Nicht anders ist es zu erklären, dass die Weltmeisterschaft im Deppert-im-Weg-Stehen ein Dauerabo zu haben scheint. Die U-Bahn-Station Volkstheater als Veranstaltungsort hat bereits große Tradition, aber auch an anderen Stellen der Stadt finden laufend Trainings und Wettbewerbe statt. Wobei es hier durchaus unterschiedliche Disziplinen gibt – das Stehenbleiben unmittelbar nach dem Aussteigen aus der U-Bahn, das Links-auf-der-Rolltreppe-Stehen oder auch das Gemeinsam-mit-einem-Rollkoffer-nebeneinander-am-Stiegenabgan g-Stehen-und-den-Weg-für-alle-Blockieren, das von auswärtigen Besuchergruppen intensiv geübt wird.

Aber es braucht beileibe nicht immer Teilnehmer von auswärts, die heimische Szene zeichnet sich ohnehin auch durch einen hohen Professionalisierungsgrad aus. Zu den Tugenden der Athletinnen und Athleten gehört vor allem ein starrer Blick – wer auf die Umgebung achtet, weicht womöglich reflexhaft aus und hat damit keine Chance auf eine Medaille. Man muss, würde ein guter Trainer sagen, alles rund um sich ausblenden. Ob man das ohne technische Hilfsmittel schafft oder ein Smartphone braucht, um sich von der Umgebung abzukoppeln, da gibt es unterschiedliche Denkschulen.
Fragt sich nur, warum sich noch kein Fernsehsender gefunden hat, der das Spektakel überträgt. Na ja, vielleicht steckt das Kamerateam ja noch irgendwo fest.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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