Leitartikel

Schon der Wahlkampf hat die Türkei für immer verändert

APA/AFP/Press Office of the Pres
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Die Oppositionsallianz hat eine neue Diskussionskultur etabliert, die von der türkischen Bevölkerung auch künftig eingefordert werden sollte.

Zum Abschluss des Wahlkampfes haben beide Kandidaten auf Symbolik nicht verzichtet. Präsident Recep Tayyip Erdoğan betete in der Istanbuler Hagia Sophia, jenem eindrucksvollen Bauwerk, das in den vergangenen Jahren als politischer Spielball herhalten musste. Der Herausforderer Kemal Kılıcdaroğlu von der sozialdemokratischen CHP hingegen legte im Mausoleum von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk rote Nelken nieder. So wurden einen Tag vor der Wahl noch einmal die Fronten geklärt, bevor am Sonntag dann das Wahlvolk an der Reihe war. Alles deutete auf eine hohe Wahlbeteiligung hin. 100 Jahre nach Gründung der Republik und nach zwei Jahrzehnten Erdoğan-Regierung war die Bevölkerung in dieser schicksalshaften Wahl aufgerufen zu entscheiden, in welche Richtung sich das Land weiterentwickeln soll.

Der Wahlkampf selbst war außergewöhnlich. Das verheerende Erdbeben und der Fastenmonat Ramadan haben mehrere Wochen lang Zurückhaltung eingefordert, erst in den vergangenen beiden Wochen haben die Parteien richtig losgelegt. Zu diesem Zeitpunkt war die Oppositionsallianz unter Kılıcdaroğlu in Umfragen bereits vorn. Es ist bemerkenswert: Kılıcdaroğlu war stets Erdoğans favorisierter Gegner. Von ihm, so dachte der Präsident, habe er nichts zu befürchten. Der CHP-Chef hatte bisher jede Wahl gegen Erdoğan verloren, er gilt gemeinhin als trocken und stoisch, als wenig mitreißend.

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