Belarus

Ist Lukaschenko krank? Tichanowskaja: Müssen auf politischen Wechsel vorbereitet sein

Seit Tagen zeigt das Staatsfernsehen in Belarus keine neuen Bilder von Lukaschenko, hier ein Archivbild.
Seit Tagen zeigt das Staatsfernsehen in Belarus keine neuen Bilder von Lukaschenko, hier ein Archivbild. APA/AFP/SPUTNIK/MIKHAIL KLIMENTY
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Seit Tagen wird über den Gesundheitszustand des belarussischen Präsidenten Lukaschenko spekuliert. Die Opposition sieht Hinweise auf eine „ernsthafte Erkrankung“, ein Duma-Abgeordneter erklärt nun: „Es ist nichts Außergewöhnliches, der Mensch ist einfach erkrankt.“

Nach tagelangen Spekulationen um den gesundheitlichen Zustand des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko hat ein Duma-Abgeordneter sich zu dessen möglicher Erkrankung geäußert. "Das ist nichts Außergewöhnliches, kein Covid. Der Mensch ist einfach erkrankt", sagte am Sonntagabend der Duma-Abgeordnete Konstantin Satulin dem Internetportal "Podjom".

Woran der 68-Jährige erkrankt ist, wollte Satulin, der im russischen Parlament Vizechef des Ausschusses für Angelegenheiten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist, nicht verraten. "Er braucht wahrscheinlich ein bisschen Erholung, das ist alles", sagte er.

Keine aktuellen Bilder, keine Feier der Staatsflagge

Zuletzt war er am Sonntag dem Festakt zum Tag der Staatsflagge ferngeblieben - zum ersten Mal seit 29 Jahren. Dass sich der 68-Jährige von Regierungschef Roman Golowtschenko bei der mit viel Pomp aufgezogenen Staatsfeier vertreten ließ, heizte Spekulationen über den Gesundheitszustand Lukaschenkos weiter an.

Das Staatsfernsehen zeigte schon seit Tagen keine aktuellen Bilder des Politikers, der allerdings zum Festtag eine Grußbotschaft mit Gratulationen verlesen ließ. Zuvor hatten Medien in der benachbarten Ukraine berichtet, Lukaschenko sei in ein Krankenhaus gebracht worden.

Am 9. Mai zum "Tag des Sieges" über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg stellten Beobachter fest, dass der belarussische Präsident einen geschwächten Eindruck machte.
Am 9. Mai zum "Tag des Sieges" über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg stellten Beobachter fest, dass der belarussische Präsident einen geschwächten Eindruck machte.via REUTERS

Lukaschenko, der oft als letzter Diktator Europas bezeichnet wird, hatte am vergangenen Dienstag in Moskau die Militärparade zur Erinnerung an den Sieg der Sowjetarmee über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg besucht. Dabei wirkte er auffällig angeschlagen und verließ die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges am 9. Mai vorzeitig. Eine Stellungnahme über seinen Zustand aus dem Präsidentenamt in Minsk gab es bisher nicht.

Tichanowskaja: Müssen auf politischen Wechsel vorbereitet sein

Angesichts der Gerüchte über Gesundheitsprobleme von Lukaschenko hat die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja die Bevölkerung aufgerufen, sich auf einen politischen Wechsel vorzubereiten. "Wir müssen auf jedes Szenario gut vorbereitet sein. Um Belarus auf den Weg der Demokratie zu bringen und eine Einmischung Russlands zu verhindern", schrieb sie am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die internationale Gemeinschaft müsse "proaktiv und schnell" sein, hieß es weiter.

Der im Exil in der EU lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschko, der selbst einmal der Regierung in Minsk als Kulturminister angehört hatte, sagte am Freitag, dass Lukaschenko "offensichtlich sehr ernsthaft erkrankt ist". Vom einstigen Bild des starken Anführers sei nichts mehr übrig. Lukaschenko hatte sich 2020 in einer umstrittenen Präsidentenwahl erneut zum Sieger erklärt und Proteste gegen die Abstimmung niederschlagen lassen.

"Er kann schon nicht einmal mehr ein paar 100 Meter gehen, kann keine Reden mehr halten, kann nicht mal mehr gerade auf der Tribüne stehen, wankend vor Schwäche", sagte Latuschko. Das Staatsfernsehen sei hilflos und wisse schon nicht mehr, was es sagen oder zeigen solle.

Treuer Putin-Unterstützer

Als autoritärer Machthaber ist Lukaschenko zentraler Dreh- und Angelpunkt des politischen Lebens in Belarus. Sein Verbleib im Amt 2020 hatte er vor allem auch der Unterstützung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verdanken. Belarus ist seither mehr denn je wirtschaftlich und finanziell von Russland abhängig. Minsk unterstützt Moskau auch bei dem Krieg in der Ukraine, indem es belarussisches Staatsgebiet russischen Streitkräften für Angriffe auf das Nachbarland überlässt.

(APA/dpa)

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