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Kritik am Siegerlied „Tattoo“ nach dem Song Contest: „Das klingt doch wie ...“

Loreen hat den Song Contest mit einer starken Performance bereits zum zweiten Mal gewonnen.
Loreen hat den Song Contest mit einer starken Performance bereits zum zweiten Mal gewonnen.(c) IMAGO/TT
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Von Adeles „Easy On Me“ über die Raver-Hymne „Flying Free“ bis zu „The Winner Takes It All“ von ABBA: Kritiker zeigen Ähnlichkeiten von Loreens „Tattoo“ mit anderen Songs auf.

Sie war Favoritin, und sie hat gesiegt. Aber die Schwedin Loreen bekommt nach dem Erfolg in Liverpool nicht überall gute Presse. Es wird auch darüber diskutiert, ob der Song „Tattoo“ tatsächlich originär ihrer ist - oder nicht vielleicht doch eher nach jemand anders klingt.

Es ist freilich nichts Neues, dass einem beim Musikhören der Gedanke „Das klingt doch wie ..." kommt. Im Falle von „Tattoo“ sind es gleich eine Handvoll Songs, an die sich Kritiker vor allem im Netz erinnert fühlen. Ins Rennen geworfen wird etwa die Hymne „The Winner Takes It All“ von ABBA. In einem Video wird die Akkordfolge des Intros und der Strophen übereinander gelegt - eine recht beliebte Methode, um Ähnlichkeiten aufzuzeigen.

Manche hören auch starke Korrelationen mit einem Song von Adele: „Easy On Me". Vergleichbare Passagen findet man aber eher bei der Happy-Hardcore-Hymne „Flying Free“ von Pont Aeri. Den Song „Tattoo“ schrieb Loreen in Zusammenarbeit mit mehreren namhaften schwedischen Songwritern. Sie hättten sich bei „Flying Free“ aus dem Jahr 1999 ordentlich bedient, so die Kritik. Und noch ein Song ist bei den Vorwürfen im Spiel: „В плену“ der ukrainischen Sängerin und Song-Contest-Starterin früherer Jahre, Mika Newton.

Die Frage dahinter ist natürlich: Ab wann ist ein Popsong originell bzw. originär? Ab welchem Punkt wird aus generischen musikalischen Bausteinen eine einzigartige Komposition? Ähneln nicht wahnsinnig viele Popsongs einander? Was ist urheberrechtlich schützbar?

Eine bestimmte Akkordprogression dürfte nicht dazu gehören. Reicht eine „Konstellation“ von Ähnlichkeiten? Erst Anfang Mai stand Ed Sheeran vor Gericht wegen des Vorwurfs, er habe eine Akkordfolge eines Marvin-Gaye-Songs geklaut. Er spielte bei der Verhandlung die Akkorde seines Songs vor, um zu demonstrieren, dass es sich um kein Plagiat handle. Für ihn war es auch nicht der erste solche Prozess. Sheeran gewann kürzlich. Und zeigte sich trotzdem frustriert (darüber, dass unbegründete Behauptungen wie diese vor Gericht gehen dürfen).

Die Befürchtung einiger Experten: Mit jeder derartigen Klage, die erfolgreich ist, könnten musikalische Grundelemente, die bislang allen Menschen zur Verfügung standen, quasi privatisiert werden. Das ist die eine Seite. Die andere ist natürlich die Frage, wo man die Grenze zieht.

Ab wann ist ein Popsong originell?

Hat Ed Sheeran eine Akkordfolge von einem Marvin-Gaye-Song geklaut? Hinter dieser Frage, die vor dem New Yorker Gericht geklärt wurde, steht ein größeres Problem. Eine Analyse. 

Übrigens gibt es auch einen Grund, warum wir gerade bei Filmmusik so oft denken, dass wir etwas schon einmal gehört haben. Der Gedanke „Das klingt doch wie ...“ ist hier besonders oft berechtigt, weil manche Arbeiten damit in Auftrag gegeben werden, dass sie „so ähnlich“ klingen sollen wie bestimmte Popsongs. Ohne dabei Plagiatsverdacht zu wecken.

Wie auch immer: Loreen hat den Song Contest nun mit einer starken Performance zum zweiten Mal gewonnen. Die große Stimme, die exzentrische Darbietung. Das braunlederne Kostüm und die überlangen Fingernägel, die sich ins Gedächtnis kratzen. Da stimmte jedenfalls vieles.

Österreichisches Publikum wählte Finnland zum Sieger

In Österreich hätten übrigens weder die Jury noch die Zuseher Loreen zur Siegerin gekürt. Nach dem Finale hat die European Broadcasting Union nun die Detailergebnisse des Votings veröffentlicht: Während die Mitglieder der österreichischen Fachjury die Höchstpunktzahl an Italien vergeben hatten, wählte das heimische Publikum den späteren Zweitplatzierten Finnland bei der Abstimmung auf Platz 1.

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