Machtkampf

Tausende Demonstranten in Pakistan stürmen Regierungsviertel

APA/AFP/ARIF ALI
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Die Protestierenden folgten dem Aufruf der Regierungsparteien, gegen die Freilassung des ehemaligen Premierministers Imran Khan auf die Straße zu gehen.

In Pakistan haben am Montag Tausende Regierungsanhänger das abgesperrte Regierungsviertel in Islamabad gestürmt. Das teilte ein Sprecher der Polizei in der Hauptstadt der Deutschen Presse-Agentur mit. Die rund 7.000 Demonstranten folgten dem Aufruf der Regierungsparteien, gegen die Freilassung des ehemaligen Premierministers Imran Khan auf die Straße zu gehen. Das Regierungsviertel, in dem sich auch das Gebäude des Obersten Gericht befindet, war zuvor abgeriegelt worden.

Die Demonstranten hätten die Barrikaden überwunden, die Situation sei mittlerweile jedoch "ruhig" und "unter Kontrolle", sagte der Polizeisprecher. 2.500 Sicherheitskräfte seien im Einsatz.

Pakistans Regierungsbündnis hatte Ende vergangener Woche seine Anhänger zu Massenprotesten aufgerufen, nachdem der populäre Oppositionsführer Khan am Freitag auf Anordnung des Obersten Gerichts freigelassen wurde. Der Aufruf zum Protest kann als versuchte Demonstration der Stärke seitens des Regierungsbündnisses unter Premier Shehbaz Sharif gegenüber Khans Anhängerschaft verstanden werden. Seit Monaten schwelt ein Konflikt zwischen den beiden Lagern. Angesichts der Wirtschaftskrise ist das südasiatische Land gespalten.

Khan könnte nach Freilassung wieder inhaftiert werden

Ex-Premier Khan war am Dienstag vergangene Woche unter großem Aufsehen verhaftet worden. Es folgten gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen seinen Anhängern und Sicherheitskräften in mehreren Städten. Eine erneute Verhaftung Khans nach seiner Freilassung ist nicht ausgeschlossen. Dann könnte wieder Chaos ausbrechen. Einige Politiker, die den Rückhalt des Militärs genießen, fordern ein härteres Durchgreifen der Justiz gegen Khan.

Im April 2022 war Khan durch ein Misstrauensvotum als Premierminister nach fast vier Jahren im Amt abgesetzt worden. Seitdem brachte die Justiz immer neue Vorwürfe gegen ihn vor. Er muss sich in rund 100 Fällen vor Gericht verantworten. Bei den Vorwürfen geht es um Korruption, Geldwäsche und Beleidigung einer Richterin. Beobachter sehen das Vorgehen gegen Khan als politisch motiviert an. Khan hofft auf ein politisches Comeback.

(APA/dpa)

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