Wohnen

Wien droht ein Wohnungsmangel

(c) IMAGO/Volker Preußer (IMAGO/Volker Preusser)
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Immobilienexperten warnen vor einer prekären Situation am Wohnungsmarkt. Vor allem in Wien würde es in naher Zukunft an Unterkünften fehlen.

Schon in vier Jahren werden mehr als zwei Millionen Menschen in Wien wohnen. Derzeit sind es noch 1,98 Millionen Personen. Doch ob die auch alle eine Unterkunft bekommen – zumindest eine leistbare ­– das sei laut Immobilienexperten nicht so sicher.

Für die Bundeshauptstadt ist der Ausblick des Immobilienmaklers EHL sehr düster. Ihm zufolge werden die Wohnungsfertigstellungen von 2023 bis 2025 zumindest um 53 Prozent zurückgehen, nämlich auf höchstens 7500 Einheiten. Dabei ist Wien der größte Wohnungsmarkt in Österreich.

„Wir erfahren aber praktisch wöchentlich von weiteren Projekten, die vorläufig gestoppt werden, und daher rechne ich damit, dass sogar diese bereits sehr niedrige Fertigstellungszahl unterschritten wird“, sagte Karina Schunker, EHL-Geschäftsführerin des Bereichs Wohnen am Dienstag vor Journalisten. Sie führt das primär auf hohe Baupreise und deutlich gestiegene Finanzierungskosten zurück. Für zusätzliche Unsicherheit sorgen Diskussionen über weitere Beschränkungen der Mieten beziehungsweise die Indexierung dieser. Investoren veranlasse das zur Zurückhaltung. „Hier droht eine Angebotslücke, die Wohnen in weiterer Folge in einem wirklich problematischen Ausmaß teurer machen könnte“, sagte Schunker.

Einbruch vor allem bei Mietwohnungen

Heuer sollen 15.820 Einheiten fertig werden und 2024 erwartet die Expertin nur mehr 12.139 fertig gestellte Wohnungen. Vor allem bei den frei finanzieren Mietwohnung geht der Neubau zurück.

Institutionelle Immobilienentwickler seien einfach nicht mehr bereit, in dem derzeitigen Marktumfeld Projekte zu starten oder zu erwerben. „Wir sehen einen radikalen Rückgang“, sagte Franz Pöltl, als Geschäftsführer der EHL Investment Consulting für den Geschäftsbereich Institutionelle Immobilieninvestments verantwortlich. „Wenn nichts getan wird, werden Wohnungen fehlen.“ Vor allem die gestiegenen Zinsen der Notenbanken sorgen für die Zurückhaltung bei den Investitionen. „Großinvestoren wie Immobilienfonds, Pensionskassen und Versicherungen, die in den vergangenen Jahren auf Käuferseite dominiert haben, gehen aktuell kaum neue Engagements ein und ziehen tendenziell sogar eher Mittel aus dem Immobiliensegment ab.“

Maßnahmen von Politik gefordert

Der Makler fordert Maßnahmen zur Schaffung von Wohnraum. „Umwidmungs- und Bauverfahren dürfen nicht mehr viele Jahre dauern, sondern müssen beschleunigt werden, die Nutzung von Baulücken sowie der Ausbau und die Aufstockung von Bestandsobjekten müssen erleichtert werden, neues Bauland muss in vernünftigen Maß zur Verfügung stehen und für die vorgeschriebenen und meist sehr kostenintensiven Nachhaltigkeitsmaßnahmen muss es entsprechende Förderungen geben“, sagte Schunker.

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