Die Ich-Pleite

Rezeptionistin versus KI

Carolina Frank
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In Italien plaudert ein Roboter mit den Bewohnern im Seniorenheim, in Salzburg begrüßt eine KI die Skigäste.

Man muss sich nicht davor fürchten, dass einem die künstliche Intelligenz (KI) den Arbeitsplatz wegnehmen wird. Ohne die menschliche Oberaufsicht ist sie nur ein Zauberlehrling, der seinen Besen nicht zurückpfeifen kann. Nehmen wir nur die Medizin. Die KI wird immer besser bei der Diagnose. Neulich hat sie etwa bei einem Herz-Ultraschall-Diagnose-Test gegen ein Kardiologenteam gewonnen. Kann also sein, dass man sich bei der Herzinfarkt-Risikovorhersage besser auf Professor KI verlässt. Aber dem Herzpatienten vor der ­Operation noch einen aufmunternden Blick zuwerfen und die Hand ­tätscheln, das kann halt nur der alte Meister.

Deshalb wundert es mich auch, dass in Italien in den Seniorenheimen gerade ein Roboter eingesetzt wird, der dem Pflegepersonal das Plaudern mit den alten Leutchen abnimmt. Während die Pflegerinnen von Bett zu Bett rennen, bleibt der Plauderroboter bei den Senioren ­sitzen und erzählt Witze, stellt Rätselfragen und berichtet von Neuigkeiten aus aller Welt. Ob sich die Seniorinnen und Senioren das Programm selbst aussuchen können, weiß ich nicht. Nach 90 Minuten muss er jedenfalls wieder aufgeladen werden.

In ­Salzburg macht man derzeit erste ­Er­­fahrungen mit dem Einsatz von KI im Tourismus. In Winterskigebiet ­Wagrain-Kleinarl begrüßt einen eine sympathische KI namens „Concierge“ und verspricht Hilfe bei allen Fragen. Außer man fragt nach der Schneelage oder nach freien Betten. Dazu kann sie leider keine Auskunft geben. Würde dazu noch ein falsches Lächeln auf dem Bildschirm erscheinen, würde man sagen: täuschend echt! Aber sie ist fleißig und ehrgeizig. Sie will jeden Tag dazulernen. Ich weiß nicht, ob da jede menschliche Rezeptionistin im Test gegen die KI gewinnen würde. 

("Die Presse Schaufenster" vom 12.05.23)

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