Der MOL-Verkauf: Die Version des OMV-Chefs

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RUTTENSTORFER(c) APA/GEORG HOCHMUTH (Georg Hochmuth)
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OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer sagte zu seinem umstrittenen Aktienkauf und dem Verkauf des MOL-Anteils der OMV aus. Die Investmentbank JPMorgan habe den Verkauf des kompletten Anteils ins Spiel gebracht.

Der im Insider-Prozess angeklagte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer schilderte am Donnerstag vor dem Straflandesgericht Wien die Vorgeschichte des Verkaufs der MOL-Anteile seines Unternehmens. Die OMV hielt 21,2 Prozent am ungarischen Konkurrenten und wollte diesen ganz übernehmen.

Nun steht Ruttenstorfer vor Gericht: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Ausnützung von Insiderwissen vor. Denn Ruttenstorfer hatte im März 2009 OMV-Aktien gekauft. Das war eine Woche vor dem überraschenden Ausstieg der OMV bei der MOL.

Ruttenstorfer kaufte damals ein Aktienpaket um rund 632.000 Euro und erklärte in einem "profil"-Interview, dass die OMV den MOL-Anteil auf jeden Fall bis Ende 2009 halten werde. Eine Woche später verkaufte die OMV ihren MOL-Anteil aber an den russischen Ölkonzern Surgutneftegaz. Ruttenstorfer zufolge war sein Aktienkauf Teil eines dreijährigen Incentive-Programms (Bestandteil der Vorstandsvergütung, Anm.). Daher halte er die Aktien immer noch.

Gespräche drehten sich 2008 nicht um MOL

Es sei klar gewesen, dass die OMV seit August 2008 grundsätzlich bereit war, ihren Anteil von 21,1 Prozent am ungarischen Konkurrenten MOL zu verkaufen, sagte Ruttenstorfer. Seit damals war klar, dass die OMV die geplante Übernahme nicht durchziehen kann. 

Kurz darauf, im September 2008 habe es Gespräche mit russischen Unternehmen aus der Mineralölbranche gegeben. Dabei wurden jedoch keine Gespräche über die MOL geführt, sondern über die Marktlage und die Erwartungen für den Ölpreis. 

Bei OPEC-Konferenz Annährung an die Russen

Mit Surgutneftegaz führte die OMV erstmals Mitte März 2009 Gespräche, bei der OPEC-Konferenz in Wien. Sie seien am Eintritt in den mitteleuropäischen Markt interessiert gewesen und hätten vorgefühlt, ob eine Beteiligung an der OMV beziehungsweise an der MOL möglich sei.

JPMorgan drängte auf kompletten Verkauf

Nach dem OPEC-Treffen habe er den OMV-Aufsichtsrat informiert, dass es denkbar wäre, auch den gesamten Anteil an der MOL zu verkaufen. Diese neue Variante sei von der Investmentbank JPMorgan ins Spiel gebracht worden. Bis dahin wurde über einen Gesamtverkauf nicht nachgedacht, sondern nur über einen Teilverkauf von ein paar Prozent.

Nach der OPEC-Konferenz habe JPMorgan eine Präsentation über mögliche Verkaufsoptionen erstellt. Ein Verkauf des gesamten Pakets lag im Eigeninteresse von JPMorgan, weil sie nur damit Millionen verdienen könnte, sagte Ruttenstorfer. Hätten die Russen über die Börse verkauft, wäre die Investmentbank leer ausgegangen.

Aktienkauf nur wegen Vergütungsprogramm

Den ersten - einen Verkauf der Anteile betreffenden - Kontakt mit Surgutneftegaz habe es erst am 26. März in Moskau gegeben. Ruttenstorfer habe dem Vorschlag von JPMorgan, Gespräche mit Surgutneftegaz zu führen, am Wochenende vor seinem Aktienkauf (am 23. März) zugesagt.

Die Entscheidung, am 23. März 2009 OMV-Aktien zu kaufen, habe er nicht getroffen, weil ein Verkauf der MOL-Anteile schon bald wahrscheinlich geworden wäre, sagte Ruttenstorfer aus. Es wurde lediglich das Vergütungsprogramm konkretisiert, an dem er mitgearbeitet habe, und so wurde ein Eigeninvestment bei der OMV möglich. Er wollte nach eigener Aussage als Chef dabei vorangehen. "Ich habe genau so viel gekauft, wie ich für das Programm benötigt habe", sagte Ruttenstorfer aus.

(APA)

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