Konzerthaus

Diana Krall: Zärtlich zu den Tasten, ruppig mit den Silben

Andrea Humer
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Die kanadische Jazzpianistin kann meisterhaft mit Stimme und Klavier konträre Stimmungen verbinden: Mit solchen künstlerischen Doppelstrategien faszinierte sie nun gleich zwei Mal in Wien.

Im Grunde ist es ein redlicher Einfall, wenn man sein Publikum begrüßt. Gerade in Österreich, wo Künstler vom Format eines Van Morrison und Bob Dylan gerne verbal niedergeföhnt werden, weil sie einfach singen, ohne sich auf Förmlichkeiten einzulassen, ist das eine gute Idee. Diana Krall hat es bei ihrem elften Auftritt im Wiener Konzerthaus gleich mehrmals getan – leider mit Leerformeln, die ihre makellos coole Aura ein wenig beschädigten.

Nach diesen „Ich-bin-so-dankbar“ und „Ich liebe euch“ rettete sie sich aber mit Hilfe der Kunst. Bereits mit ihrer ersten Nummer, dem auch gerne von Bryan Ferry gesungenen „Where Or When“ fuhr sie ihre heiß geliebte Doppelstrategie. Einerseits lockte sie auf ein Terrain überirdischer Behaglichkeit, andererseits blieb sie im Gesangsduktus recht rau. So zärtlich sie übers Klaviermanual streichelte, so ruppig ging sie mit den Silben um. Nur für wenige Augenblicke konnten sich die Zuhörer in die Hängematte des Wohlklangs werfen.

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