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Wettbewerbsbehörden entscheiden über die Zukunft von Microsoft

Paris Games Week 2017 : Day Two At Porte De Versailles In Paris
Paris Games Week 2017 : Day Two At Porte De Versailles In ParisGetty Images
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Die EU gibt dem 69-Milliarden-Kauf von Activision nun grünes Licht, während der britische Regulator auf der Bremse steht.

Wie es mit dem US-Softwarekonzern Microsoft künftig wirtschaftlich weitergeht, wird nur zu einem gewissen Teil in der Firmenzentrale des Unternehmens in Seattle bestimmt. Maßgeblichen Einfluss haben nämlich auch Behörden rund um die Welt. Denn die Wettbewerbshüter verschiedenster Länder müssen entscheiden, ob der Anfang 2022 angekündigte und 69 Milliarden Dollar schwere Kauf des Spieleherstellers Activision Blizzard rechtens ist. Mit diesem will Microsoft sein Portfolio in der boomenden Spielebranche massiv ausbauen. Und die Kontrollorgane entscheiden dabei oft ziemlich unterschiedlich.

Anfang dieser Woche gab es aus Brüssel nun gute Nachrichten für Microsoft. Die EU-Kommission hat den Deal genehmigt. Ein Schritt, der laut Beobachtern auch die ausstehenden Entscheidungen in China und Südkorea aus der Sicht von Microsoft positiv beeinflussen könnte. In Japan gab es bereits vor einigen Wochen grünes Licht.

Anders sieht die Situation jedoch in den USA aus, wo der Kauf noch überprüft wird, und vor allem in Großbritannien. Dort hat sich der Regulator in einer umstrittenen Entscheidung im April be

reits offen gegen den Deal gestellt und inzwischen den Unternehmen sogar untersagt – bis zu einer endgültigen Klärung der Situation – auch nur Beteiligungen irgendeiner Art aneinander zu erwerben, wenn diese nicht vorher von der britischen Wettbewerbsbehörde CMA schriftlich genehmigt worden sind.

Strenge Briten

Grund für dieses scharfe Verhalten der britischen Behörde ist ihre Ansicht über die Bedeutung des Deals für das sogenannte Cloud-Gaming-Geschäft. Schon heute habe Microsoft mehr als 60 Prozent dieses Marktes unter seiner Kontrolle. Übernimmt es nun Activision mit seinen populären Computerspielreihen wie „Call of Duty“, „Overwatch“ und „World of Warcraft“, dann könnte der US-Konzern hier einen wettbewerbsbehindernden Vorteil gegenüber anderen Spiele-Anbietern haben.

In der EU-Kommission wird dieser Punkt diametral anders gesehen. Demnach hätte der Kauf sogar eine positive Wirkung auf den Wettbewerb, weil sich Microsoft dadurch in den vergangenen Wochen in mehreren Verträgen bereits verpflichtete, die populären Spielereihen von Activision über Lizenzen auch anderen Spiele-Streaming-Plattformen anzubieten. „Diese Lizenzvereinbarungen sind zielführend und effektiv“, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. „Genau genommen verbessern sie die Situation im Spiele-Streaming im Vergleich zum Status quo, weshalb wir sie sogar als wettbewerbsfördernd einstufen“, so Vestager weiter.

Die Kommission hat laut Vestager auch eine unterschiedliche Sicht als die britische CMA auf die künftige Entwicklung des Game-Streaming-Marktes, der im Vorjahr erst für ein Prozent des gesamten globalen Marktvolumens stand. „Sie glauben, dass sich dieser Markt schneller entwickelt.“ Und das sei auch ein bisschen ein Paradoxon, weil die Lizenzen eben das Wachstum auch bei alternativen Anbietern beschleunigen würde, so Vestager.

Im Vorjahr wurden mit Computerspielen weltweit knapp 320 Milliarden Euro umgesetzt (zum Vergleich: Das österreichische BIP betrug knapp 450 Milliarden Euro). Der Sektor gilt als der am schnellsten wachsende Bereich der Unterhaltungsbranche. Microsoft hat daher bereits angekündigt, gegen die Entscheidung der CMA berufen zu wollen.

(jaz/Reuters)

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