Subtext

Wir galten als Krone der Schöpfung – bis das Home-Office kam

Symbolbild: Home Office.
Symbolbild: Home Office.(c) Imago
  • Drucken

Sie fühlen sich einsam bei der Heimarbeit? Kaufen Sie sich doch virtuelle Kollegen im Netz! Der schlichte Trick funktioniert auch bei Papageien.

Der Homo sapiens gilt als soziales Wesen, das sich bevorzugt in Gesellschaft von seinesgleichen aufhält. Vor allem zum Verrichten von Arbeit hat er sich früher meist zusammengerottet und solcherart viel weitergebracht. Nicht zuletzt deshalb hat er sich selbst den Ehrentitel des „Animal rationale“, des vernünftigen Tieres umgehängt. Doch merkwürdig: Neuerdings hält er es für besonders „smart“, sich in seine Höhle zu verkriechen und dort isoliert vor sich hin zu werken, mit seinen Kollegen nur indirekt verbunden über das virtuelle Vehikel elektronischer Apparaturen. Das hat er sich während einer allgemeinen Furcht vor einem Krankheitserreger so angewöhnt, und jetzt bleibt er dabei. Weil es aber seiner Natur widerspricht, fühlt er sich einsam. Was tun? Er könnte natürlich ins real existierende Büro zurückkehren. Aber dazu ist er zu stolz und stur.

Also hat er sich etwas noch Smarteres einfallen lassen: Er holt sich auf eines seiner Bildschirm-Fenster den Livestream wildfremder Artgenossen, die wie er standhaft im Home-Office verharren. Er sieht karge Wände, starre Augen, hört das sanfte Klappern von Tastaturen und das leise Geschiebe von Mäusen auf Pads. Alle paar Minuten ein Höhepunkt: der Griff zu einem Kaffeehäferl.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.