Wohntrends

Tautropfen und Bergsee im Badezimmer

Möglichst viel Natur, aber wohltemperiert und kontrolliert, so sollen Badezimmer heute sein. Das Design bemüht sich jedenfalls.

Wenn der Mensch zu Hause endlich der sein kann, der er ist, ganz ohne soziale Zwänge und Konventionen, dann kann er es in einem Raum umso mehr: im Badezimmer. Dort muss man sich im Normalfall tatsächlich nur mit einem auseinandersetzen: mit sich selbst. Oder mit jenem Element, dem Wasser, für das im Badezimmer das Design den eleganten Übertritt inszeniert – von der unsichtbaren Infrastruktur, der Leitung, zu einem erlebbaren Naturelement. Überall sonst in der Wohnung schiebt sich üblicherweise ja noch eine Schicht zwischen Mensch und Natur, ein Dach, eine Jogginghose, ein Teppich, ein Vorhang, eine Fensterscheibe. Im Badezimmer dagegen liefert sich der Mensch ganz der Natur aus. Und dem Design, das sie ausführlich beschwört. Ganz bewusst. Solang das Wasser auch warm genug aus der Wand sprudelt und aus den Hähnen tropft, vor allem auch an jenen Stellen, die der Installateur dafür vorgesehen hat.

Es ist beinahe wie im Garten: Natur, ja gern, aber lieber so, dass man sie kontrollieren kann. Ein Monsunregen in der Dusche, der auf Knopfdruck aufhört. Ein Wasserfall, der Pause macht, bis man das Bad betritt. Natur und Natürlichkeit bilden trotzdem das Gedankenmuster, dem das Design im Bad allzu gern folgt. Obwohl das Wasser ja potenziell zwei Eskalationsrichtungen kennt: das Sanfte, das Poetische, das Elegante, das Liebliche, die Analogie zum friedlichen Bergsee. Auf der anderen Seite steht das eher Brachiale. Die Kraft, die nicht nur Mühlen bewegt, sondern ganze Industrien. Wasser und die Leitungen, die es transportieren, als kraftvolle Infrastruktur. Mechaniken, die Schleusen öffnen, die Armaturen bewegen. So macht das flutende Wasser seine Energie spürbar.

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