ORF-Chef Weißmann zu Verlegern: "Meine Hand ist ausgestreckt"

INTERVIEW MIT ORF-GENERALDIREKTOR ROLAND WEISSMANN
"Kooperation statt Konkurrenz" lautet die Devise des ORF-Chefs Roland WEißmann(c) APA (JOHANNES BRUCKENBERGER)
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Die Verleger sehen sich durch die geplanten ORF-Novellen existenziell bedroht. Nun versucht der ORF-Chef zu kalmieren. Er verspricht, keine Inhalte ausschließlich für soziale Medien zu produzieren.

Die Titelseiten fast aller österreichischen Tageszeitungen blieben Anfang des Monats weiß, der Verlegerverband VÖZ sprach von einer existenziellen Bedrohung und formulierte Forderungen an Medienministerin Susanne Raab (ÖVP): Die ORF-Gesetzesnovelle, die derzeit in Begutachtung ist, hat viel Aufsehen erregt. ORF-Chef Roland Weißmann hat naturgemäß einen anderen Blick auf die Novelle, die dem ORF mehr Spielraum im digitalen Raum geben wird und die Finanzierung des Öffentlich-Rechtlichen ändert - statt der GIS müssen künftig alle Haushalte und Firmen einen ORF-Beitrag zahlen. Beim 4Gamechangers-Festival sprach Weißmann am Mittwoch von einem "guten Kompromiss für den Medienmarkt", gestand aber ein, dass das manche ein wenig anders sehen. Wenn sich die Aufregung gelegt habe, sei es aber wichtig, mit den Verlegern wieder besser ins Gespräch zu kommen. "Meine Hand ist ausgestreckt", so Weißmann.

Der ORF-Chef betonte, dass "Kooperation statt Konkurrenz" wichtig für den österreichischen Medienmarkt sei, um gegen internationale Mediengiganten aus den USA und China zu bestehen.

ProSiebenSat.1Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker ist diesbezüglich gleicher Meinung. "Wir brauchen ein kooperatives Mediensystem", sagte der Medienmanager. Man müsse den Medienmarkt gegen internationale Riesen verteidigen. Auf deren Plattformen sei auch Fake-News, Hate-Speech und Wahlmanipulation zu finden. Zwar müsse man junge Personen dort mit österreichischen Inhalten erreichen, wo sie sich auch lange Zeit aufhalten. Doch sieht Breitenecker es kritisch, ganze Inhalte oder Newssendungen etwa für TikTok zu produzieren.

ORF will Sendungen nicht nur für soziale Medien produzieren

Weißmann sagte, dass der ORF auch nach erfolgter ORF-Gesetzesnovelle Sendungen nicht ausschließlich für soziale Medien produzieren wolle. Aber natürlich versuche man, auf den diversen Plattformen einen Erstkontakt zu jungen Personen herzustellen und sie im besten Fall anschließend auf die eigenen Plattformen zu ziehen.

Eine neue kostenlos abrufbare Streamingplattform der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe namens "Joyn" vereint zahlreiche österreichische Fernseh- und Radiosender als auch deren On-Demand-Inhalte und bietet so manches "Joyn-Original", das ausschließlich dort zu sehen ist. Auch der ORF ist an Bord.

 

(APA)


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