Evolution

Forscher der Uni Wien schreiben die Urgeschichte der Tiere um

Darrin Schultz
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Nicht die Schwämme, sondern die - viel weniger „primitiv“ anmutenden - Rippenquallen zweigten als erste vom Baum der tierischen Evolution ab: Dafür plädiert ein Team um Darrin Schultz, es stützt sich auf einen Vergleich der Genome.

Vor 500, vielleicht 600 oder 700 Millionen Jahren taten sich Einzeller zusammen und bildeten die ersten Tiere: Schwämme, ohne Nerven und Muskeln, die friedlich und sesshaft auf dem Meeresboden lebten und Wasser filtrierten. Erst später wurden manche davon mobiler und entwickelten sich weiter zu den Vorfahren aller anderen Tiere, die heute durch die Welt schwimmen, kreuchen und fleuchen. Das ist eine nette, einleuchtende Geschichte, man liest sie in so gut wie allen Lehrbüchern der Biologie.

Es gibt eine alternative Geschichte, die jünger ist und weniger einleuchtend scheint, aber von vielen Biologen vertreten wird. Nun plädiert in „Nature“ (17.5.) ein Team, an dem Forscher der Uni Wien führend beteiligt sind, vehement für diese neue Version der Stammesgeschichte. Danach sind nicht die Schwämme, sondern die Rippenquallen die direkten Nachfahren der ältesten Tiere. In der etwas verwirrenden Sprache der Systematiker: Rippenquallen sind die Geschwistergruppe zu allen anderen Tieren. Um das zu verstehen, stellt man sich die Evolution der Tiere am besten als einen Baum vor. Bei dessen ersten Gabelung bildeten sich zwei Äste: der eine entspricht den Rippenquallen, der andere allen anderen Tieren. Von ihm zweigte als nächstes der Ast der Schwämme ab, dann ein Ast, der sich bald in den Ast der Plattentiere und den Ast der Nesseltiere spaltete. Den verbleibenden Ast kann man ohne falschen Stolz als wichtigsten bezeichnen: Er entspricht den Bilateria, das sind alle Tiere mit Links-rechts-Symmetrie, darunter die Gliederfüßer (Insekten, Krebse, Spinnen) und die Wirbeltiere. Wir also auch.

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