Wiener Festwochen

Uraufführung im Theater Nestroyhof Hamakom: Die wahren Abenteuer sind im Kopf

Ein begnadeter Erzähler und Performer aus Teheran: Keyvan Sarreshtesh
Ein begnadeter Erzähler und Performer aus Teheran: Keyvan SarreshteshNurith Wagner-Strauss
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Der iranische Autor Keyvan Sarreshteh setzt seine erzählerische Gabe mit minimalen dramatischen Mitteln beeindruckend um.

Wer das Glück hat, sich einen Teil der Kindheit bewahren zu können, wird beim Versprechen „Es war einmal“ mucksmäuschenstill. Dann herrscht nämlich bald märchenhafte Fantasie. Auch bei der Uraufführung von „Timescape“ im Theater Nestroyhof Hamakom fällt mehrmals dieser Schlüsselsatz. Er wird dort oriental ergänzt. Auf Farsi heißt es stattdessen: „Es war einer. Es war keiner.“

Diese Ambiguität des Erinnerns hat der iranische Theatermacher Keyvan Sarreshteh in einem einstündigen Solo schlicht, aber beeindruckend, vorgespielt. Seine Geschichten beginnen so: Ein schmächtiger Mann, mit dem Rücken zum Publikum, erzählt über Simonides von Keos, einen fast noch sagenhaften altgriechischen Lyriker, der als Erfinder der Mnemotechnik gilt: Bei einem Festmahl des Edlen Skopas wurde der Dichter vor den Saal gerufen. Währenddessen stürzte das Dach ein. Alle anderen starben. Ihm gelang es, im Kopf zu rekonstruieren, wer wo gesessen war. So konnten die Leichen für die Bestattungen identifiziert werden. Er hatte all diese Menschen im Kopf.

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