Fahrbericht Audi S8

Wahl des Kenners: Ein Audi als Fluchtwagen

Power-Limo vom alten, also guten Schlag: Audi S8.
Power-Limo vom alten, also guten Schlag: Audi S8. Die Presse/Clemens Fabry
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Nicht unbedingt bessere, aber für Audi glanzvolle – mit einem Star im Portfolio, für den man sich heute fast schon genieren soll.

Kein schlechter Ort, um sich auf die Langstrecke zu begeben: S8-Interieur.
Kein schlechter Ort, um sich auf die Langstrecke zu begeben: S8-Interieur.Clemens Fabry
Audisch-dezent, bloß mit dicken und wahrlich gut klingenden Endrohren am Heck: Aus einstmals 340 beim S8 wurden 571 PS in heutiger Generation.
Audisch-dezent, bloß mit dicken und wahrlich gut klingenden Endrohren am Heck: Aus einstmals 340 beim S8 wurden 571 PS in heutiger Generation.

Wien. Ungewohnt still ist es um Audi geworden, wäre da nicht der Münchner Prozess um Dieselabgasbetrug, in dem sich Ex-Audi-Chef Rupert Stadler soeben schuldig bekannt hat. Der noch größere Skandal freilich ist das Fehlen einer behördlichen Emissionskontrolle von Dieselfahrzeugen, naheliegend im Rahmen der Pickerl-Begutachtung, gibt's für Benziner seit Jahrzehnten; ein bis heute andauernden Missstand, der den Betrug durch viele Hersteller (u. a. VW, Audi, Fiat, Mercedes) nicht nur ermöglicht, sondern geradezu herausgefordert hat. Niemand hätte die Abgasreinigung manipuliert, wäre zu befürchten gewesen, man könnte bei Kontrollen auffliegen. So ist der Betrug auch aufgeflogen, wo man tatsächlich nachprüft, wie es sich verhält mit den giftigen Stickoxiden im realen Betrieb: in den USA.

Jedenfalls: Unrühmliche Angelegenheit für Audi, und selbst wenn es keine direkte Verbindung zur Jetztzeit gibt, hat man das Gefühl, die Marke laboriere daran – der dynamische Spirit der stolzen Audianer, die tonangebende Rolle im VW-Konzern, davon ist derzeit nichts zu spüren.

Umso passender, Audis alter Größe in einem Auto nachzuspüren, das diese bestmöglich repräsentiert. Wir reden vom S8, Inbegriff der opulenten Power-Limo, deren Wesen Audi besser verstanden hat als die Mitbewerber. Die kommen als M und AMG ordinär röhrend und teils aufgebrezelt für die Rennstrecke daher, was ihnen bei einer gewissen Klientel höchste Beachtung eingetragen hat. Fahrertypen mit Geld und Kultiviertheit wussten sich aber stets im Audi zu Hause, denn für sie zählen neben Opulenz und Performance auch Understatement.Schon der Fluchtfahrer in John Frankenheimers „Ronin“ (1998) zögert nicht, als es an die Ausgabe der Werkzeuge geht: Ein S8 muss es sein, something with a little shove to it, heißt's im Original, etwas mit Rumms.

Den hat sich die vierte S8-Generation weiß Gott bewahrt, aus den 340 PS von damals sind 571 geworden. Der S8, vier End-rohre als einziger Hinweis, stammt mittlerweile von Porsche, worüber sich niemand beschweren will. Hinreißendes Klangbild, stets druckvoll parat und doch die meiste Zeit zu genussvoller Gelassenheit erziehend.

Im Paket mit Allradlenkung, vorausschauendem Luftfahrwerk (toll, wenn's funktioniert und Schwellen auf der Fahrbahn tatsächlich weggezaubert werden!) und allgemein Audis Finesse in allen Dingen top of the game, möchte man sagen, Monument einer auslaufenden Ära.

Zwar mit ein bisschen Elektro versehen, aber mit 32 Prozent NoVA doch prohibitiv teuer ab 182.406 Euro: Traut sich längst kein CEO mehr, man fährt lieber mit dem Elektroauto zur General Aviation.

(tiv)

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