Design

Home-Office: Von der Notlösung zum Stilelement

Arbeitszimmer sind aus Platzgründen selten, eigene Bereiche haben sich bewährt.
Arbeitszimmer sind aus Platzgründen selten, eigene Bereiche haben sich bewährt.Müller
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Kleine definierte Bereiche mit wohnlichem Design haben sich etabliert.

Daheim arbeiten, das war lange Zeit die Norm – wenn man an Bauernhöfe oder die Werkstatt im Haus denkt. In moderner Form wurden bereits im 14. Jahrhundert Zwirnknöpfe, Spielzeug, Körbchenware und mehr für Unternehmen in „Heimarbeit“ hergestellt. Das Material wurde gestellt, alles andere war in der Verantwortung der Arbeitnehmer. Das „häusliche Büro“ sieht heute etwas anders aus.

Zu Hause arbeiten

„Nach dem Gesetz muss der Dienstgeber die erforderlichen digitalen Mittel zur Verfügung stellen oder die Kosten hierfür übernehmen. Davon umfasst sind die gesamte Hard- und Software, das Telefon und die nötige Datenverbindung. Aber auch sonstige notwendige Aufwendungen im Zusammenhang mit der Arbeitsleistung, etwa Energiekosten, Büromaterial oder etwa ergonomische Bestuhlung sind vom Dienstgeber zu tragen“, erklärt Arbeitsrechtsexperte Andreas Tinhofer, Partner der Wiener Kanzlei Zeiler Floyd Zadkovich.Im März 2020 musste während des ersten Corona-Lockdowns oft der Küchentisch als Büro und Schule dienen – heute sind kleine stylishe Arbeitsbereiche im Wohnraum üblich. Die Akzeptanz des Arbeitens zu Hause hat durch die Pandemie stark zugenommen, was sich wiederum auf die Bürowelt auswirkt: kleinere Flächen, oft designmäßig vom Home-Office inspiriert.

„In der Praxis werden laufende Kosten häufig durch einen Pauschalbetrag abgegolten. Dieser kann bei entsprechender Vereinbarung im Monatsgehalt inkludiert sein“, erklärt Tinhofer. Es gelten klare Regeln, die jedoch oft das Problem, wo oder wie im eigenen Zuhause ein Arbeitsplatz gestaltet sein soll, nicht lösen.

Hybrid-Möbel und Zonierung

„Eine räumliche Trennung kann sinnvoll sein. Ist das nicht möglich, haben sich definierte Zonen in einem während der produktiven Zeit von den anderen Familienmitgliedern nicht zu stark frequentierten Zimmer in ruhigen dezenten Farben bewährt“, sagt Floris Tegetthoff, Inhaber des Wiener Unternehmens Das Möbel mit einem Team aus Produkt- und Interieurdesignern sowie Handwerkern. Paravents, Teppiche, Raumteiler oder Vorhänge bieten sich an, um diese Stellen zu „markieren“.

»"In der Praxis haben wir jedoch festgestellt, dass klassische Büromöbel optisch nicht gut in die privaten Räumlichkeiten zu integrieren sind."«

Floris Tegetthoff

Wer acht Stunden täglich quasi an einer Stelle verharrt, braucht zudem einen ergonomischen Stuhl, gute Belüftung und idealerweise einen höhenverstellbaren Tisch, um eine gesunde Arbeitsposition zu gewährleisten. „In der Praxis haben wir jedoch festgestellt, dass klassische Büromöbel optisch nicht gut in die privaten Räumlichkeiten zu integrieren sind“, erläutert Tegetthoff. „Dann ist es sinnvoll, beispielsweise auf ,normale‘ Sessel zurückzugreifen, die eine Option der Höhenanpassung bieten oder auf Rollen sind, womit eine Art Hybrid-Möbel entsteht.“ Für jene, die keinen fixen Platz zum Arbeiten in der Wohnung haben möchten, gibt es auch mobile Möglichkeiten.

Etwa Toolboxen – wie ein Werkzeugkasten gestaltet, in dem alles Nötige verstaut werden kann und locker zwischen den einzelnen Räumen zu bewegen ist. „Wir wollten Arbeiten angenehmer, produktiver und flexibler gestalten“, erklären die österreichischen Entwickler Judit Maireder und Christian Pistauer die Entstehung ihres Modells „Gustav“, das für den mobilen Einsatz in den eigenen vier Wänden gedacht ist.

Licht und Luft verbessern

»"Ziel sollten ja keine Augenprobleme sein."«

Stefan Grünbeck

Vergessen werden sollte auch nicht auf eine entsprechende Beleuchtung. Ideal ist die Kombination aus Tageslicht und einer gut platzierten Tischlampe. „Das zu ermöglichen, kann etwa auf dem Küchentisch schwierig sein und einen Profi-Ratgeber vonnöten machen, der unterstützt, die gewünschte Atmosphäre zu erreichen. Ziel sollten ja keine Augenprobleme sein“, sagt Stefan Grünbeck, Geschäftsführer des Wiener Unternehmens Grünbeck Einrichtungen. Er empfiehlt LED-Leuchten mit verstellbarem Licht, die sich ausgewogen je nach Tagessituation anpassen können. Der Experte betont: „Effizienz ist hier nur mit Qualität zu erreichen. Das Licht sollte weder zu bläulich und aggressiv noch zu warm und einschläfernd sein.“

Für Drucker und Co hat Grünbeck ebenfalls eine gute Lösung parat. Er empfiehlt verschließbare Schränke, gleichsam „Altarschränke“, mit Einschubtüren, ausziehbaren Arbeitsflächen und Laden, die Steckerleisten verbergen, denn „nichts ist unansehnlicher als ein Kabel-Wirrwarr und mühsamer als ein ständiges Herumstöpseln“, hält er fest.

>> Aus dem „Presse"-Archiv: „Office 2020: Einmieten, auslagern, selbst bauen“ [premium]

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