Künstliche Intelligenz

ChatGPT nutzen: So einfach wie Google?

Der Zugang zu den neuen KI-Tools kann durchaus spielerisch erfolgen. Wie hier eine neue Bildkomposition mit Dall-E im Stile von Andy Warhol.
Der Zugang zu den neuen KI-Tools kann durchaus spielerisch erfolgen. Wie hier eine neue Bildkomposition mit Dall-E im Stile von Andy Warhol.(c) Dall-E
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Auch wenn die neuen Technologien für viele mit Angst behaftet sind: Sie zu nutzen ist einfach und praktisch. Neue Kurse erleichtern die ersten Gehversuche in der KI-Welt.

Die Zukunft wird weisen, ob Segen oder Fluch überwiegt, wenn KI vielen Menschen frei zur Verfügung steht. Tatsache ist, dass bald kaum jemand mehr daran vorbeikommen wird, KI zu nutzen – zumindest im beruflichen Kontext. Der Einstieg in die Welt der künstlichen Intelligenz kann aber durchaus lustvoll passieren.

Wie bei Claudia Kanz. Die Inhaberin einer Werbeagentur kam über einen spontanen Kreativ-Workshop in ihrer Bürogemeinschaft Coworking Salzburg zum ersten Mal mit KI-Tools in Berührung. „Wir haben Bildkompositionen durch zwei Worte entstehen lassen, Stilikonen wie Andy Warhol in neue Kontexte transferiert und neue Möbel entworfen. Es war magisch“, schildert sie ihre Eindrücke. Mittlerweile nutzt sie KI täglich, sei es für das Übersetzen von Texten, das sekundenschnelle Transkribieren von Audiodateien oder um mit ChatGPT Analysen und Vergleiche zu machen, die sie im Anschluss überarbeitet und anpasst.

Künstliche Intelligenz für den Job nutzen

Früher oder später müsse sich jeder mit der neuen Technologie auseinandersetzen, ist sich Kanz sicher: „Jeder Beruf, selbst der handwerklichste, beinhaltet einen administrativen Teil, den schon jetzt eine KI übernehmen kann.“ Um KI-Neulingen einen Ort des Austausches und gemeinsamen Lernens zu bieten, hat sie den „AI-Wednesday“-Stammtisch ins Leben gerufen, der jeden dritten Mittwoch im Monat stattfindet. Geplant ist, künftig direkt vor jedem Stammtisch Best-Practice-Workshops zu unterschiedlichen KI-Themen anzubieten.

Neben Stammtischen, zahlreichen Vorträgen zur Künstlichen Intelligenz, kostenlosen Moocs von Universitäten (Onlinekurse ohne Zugangsbeschränkungen) und Fortbildungen von Berufsvereinigungen bietet etwa auch das BFI Wien ab Juni Seminare rund um die Tools ChatGPT, Midjourney und Dall-E an. Dort habe man in bisherigen Testläufen für die Mitarbeiter Reaktionen von anfänglicher Skepsis und einzelnen Berührungsängsten bis hin zum großen „Aha, das kann mir die Arbeit wirklich erleichtern“ erlebt, erzählt Produktmanager Sascha Starlinger. „Vor allem, dass ChatGPT so simpel wie Google zu bedienen ist, hat dann doch viele überrascht – und begeistert.“

(c) Dall-E

Die Seminare werden über MS-Teams durchgeführt. So können Teilnehmende am eigenen, vertrauten Computer in die KI-Welt eintauchen. Die Vortragenden zeigen die unterschiedlichen Benutzeroberflächen über Screen-Sharing und erklären die Bedienung, parallel kann aktiv mitgemacht werden. Man erwarte sich in erster Linie Teilnehmende, die neugierig darauf sind, ob KI-Apps ihren Arbeitsalltag erleichtern könnten, etwa in den Bereichen HR, Customer Services oder Marketing, so Starlinger. Aber auch Selbstständige, Gründer und Führungskräfte, die gewisse Leistungen nicht mehr zukaufen, sondern KI-unterstützt selbst ausführen möchten, sieht er als Zielgruppe. „Der große Gamechanger aus meiner Sicht ist, dass die jetzt veröffentlichten KI-Apps keine Programmierkenntnisse verlangen“, sagt Starlinger. „Damit verlassen sie das ,Nerd-Eck‘ und werden für eine breitere Gruppe an Menschen nutzbar und interessant.“

Training mit KI-Tools für Unternehmen

Präsenztrainings für Unternehmen, die KI als Innovationsmotor nutzen wollen, will ab Oktober auch die ARS Akademie in Wien anbieten. Dabei werden Beispiele für den erfolgreichen Einsatz vorgestellt und Anwendungsfälle (Use Cases) entwickelt. „Es geht weniger um das eigentliche Arbeiten mit KI als den Weg dorthin: Was braucht es in Unternehmen an Vision, Strategie, Zielen, Plänen, Ressourcen, Ideen, Prozessen, um schlussendlich eine Verbesserung mit KI zu erreichen?“, sagt Seminarleiter Christof Wolf-Brenner. Die künstlichen Intelligenzen, die vorgestellt werden, sind großteils Entwicklungen für Anwendungen im Industriebereich. Man verweise aber natürlich auch auf die „heißen“ Themen wie ChatGPT.

Brenners wichtigster Tipp für alle, die KI in ihr Unternehmen integrieren wollen, ist Strategie. „Das ist ein Prozess, der mehrere Jahre andauert und Organisationen vor weitreichende Veränderungen stellt. Dabei geht es aber primär um organisatorische und prozessuale Themen, nicht um technische. Denn zumeist wird KI nicht mit der strategischen Sorgfalt behandelt, die das Thema verdient und benötigt, um die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen nachhaltig zu gewährleisten beziehungsweise auszubauen.“

INFORMATIONEN

• BFI Wien

Onlineseminar „ChatGPT im Arbeitsalltag“, 23.6.

• ARS AKADEMIE

Seminar „KI Essentials and Use Cases“, 11.–12.10

• COWORKING SALZBURG

Stammtisch „AI-Wednesday“, jeden dritten Mittwoch im Monat, Informationen dazu und zu anderen Workshops: kanz@nikoshimedia.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2023)

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