Donna Leon: "Das nennt man Zensur"

19.10.2022, Frankfurt, DEU Buchmesse Frankfurt, Donna Leon, Autorin, im Gespraech auf dem Blauen Sofa *** 19 10 2022, Fr
19.10.2022, Frankfurt, DEU Buchmesse Frankfurt, Donna Leon, Autorin, im Gespraech auf dem Blauen Sofa *** 19 10 2022, Fr(c) IMAGO/Hannelore F�rster (IMAGO/Hannelore Foerster)
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"Wir leben in einer Welt, in der man nichts schreiben darf, was Leser kränkt, überrascht, verletzt, verstört oder in irgendeiner anderen Weise Empfindlichkeiten berührt“, kritisiert die Bestsellerautorin.

Die Bestseller-Autorin Donna Leon hält nichts davon, Klassiker wie Pippi Langstrumpf um rassistische Begriffe zu bereinigen. Für diese Praxis wählte sie einen drastischen Vergleich: "Im Namen von Werten und Moral redigieren die Leute die Vergangenheit um. Genauso, wie es die Kommunisten in Russland gemacht haben", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung“. "Wer eben noch am Tag des Sieges mitmarschierte, wurde im nächsten Jahr schon wieder aus dem Foto retuschiert."

Überhaupt sieht sie eine neue Zeit der Zensur gekommen: "Wir leben jetzt in einer Welt, in der man nichts schreiben darf, was Leser kränkt, überrascht, verletzt, verstört oder in irgendeiner anderen Weise Empfindlichkeiten berührt", sagte die 80-Jährige. "Das gefällt mir ganz und gar nicht. Das nennt man Zensur."

Leon plädierte dafür, die Sprache der Vergangenheit als Teil unserer Geschichte anzuerkennen: "Ich kann verstehen, warum Menschen Bücher überarbeiten wollen. Wir alle würden gern die Grausamkeiten vergessen, die zu uns gesagt wurden. Viele von uns würden sicher auch gern die Grausamkeiten vergessen machen, die sie selbst gesagt haben. Aber es ist eben geschehen."

Auch im Krimi darf kein Hund sterben

Gegen ihre eigenen Bücher sei noch nie ein Proteststurm entbrannt, sagte die Schriftstellerin - mit einer Ausnahme: Nachdem sie in einem ihrer Krimis einen Hund habe sterben lassen, hätten Leserinnen und Leser Protestbriefe geschrieben: "Wahrscheinlich habe ich in meinen Krimis an die 50 Menschen sterben lassen. Das stört keinen. Aber bei einem Golden Retriever hört der Spaß auf."

Mit einem Augenzwinkern enthüllte Leon ein intimes Geheimnis ihrer Helden. Auf die Frage, ob Commissario Guido Brunetti und seine Frau Paola noch miteinander schlafen, antwortete Leon: "Natürlich. Es sind Italiener." Dass ihre Bücher das Thema aussparen, begründet sie so: "Es ist fast unmöglich, Sex nicht lächerlich klingen zu lassen. Ich habe früh beschlossen, es gar nicht zu versuchen."

>> Das Intervieww in der "Neuen Osnabrücker Zeitung"

(APA)

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