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Diese Festival-Siegerfilme kann man streamen

ARTE freut sich �ber die Preise beim EUROP�ISCHEN FILMPREIS
ARTE freut sich �ber die Preise beim EUROP�ISCHEN FILMPREIS(c) Alamode Film
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In Cannes treten dieser Tage 21 neue Filme ins Rennen um die Goldene Palme. Den Gewinnerfilm des Vorjahres kann man bereits im Heimkino sehen – wie auch einige andere Sieger der großen Filmfestivals der letzten Jahre.

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Triangle of Sadness

Cannes: Goldene Palme 2022
Zu sehen auf Amazon Prime

Wer diese Szene gesehen hat, wird sich nie wieder ins Restaurant eines Kreuzfahrtschiffes setzen können, ohne gewisse Bilder im Kopf zu haben. Wobei: In den Genuss eines solchen Kapitänsdinners, wie es die Cruise-Gäste in Ruben Östlunds satirischer Reich-und-Schön-Tragikomödieerleben, kommt ohnehin nur ein exklusiver Personenkreis. In dieser Luxusklasse bleibt das Yacht-Personal stets aufmerksam, diskret und, mit einer Hand hinter dem Rücken, um die die Erfüllung der absurdesten Gästewünsche bemüht – auch dann noch, als der feine Abend dank Sturm und sich explosiv ausbreitender Seekrankheit unappetitlich ausartet. Eine derartige Speib-Orgie (wenn das nur die einzige Ausscheidung wäre!) hat man seit Monty Python nicht gesehen.

Von der tieferen Bedeutung des Films, der im Vorjahr in Cannes den Hauptpreis gewann, lenkt das zum Glück nicht ab: Die gesellschaftliche Ordnung auf dem Schiff – superreiche Gäste und ein Model-Influencer-Paar treffen auf prekär lebendes Personal – wird umgeworfen, als die Menschen nach einem Piratenangriff auf einer Insel stranden – wo Geld und Follower beim Überleben auch nicht helfen. Ein in vieler Hinsicht bissiges – und exzessives – Sehvergnügen. (kanu)

Nomadland

Venedig: Goldener Löwe 2020
Zu sehen auf Disney +

In Venedig gewann Chloé Zhaos poetisches, naturalistisches Drama den Wettbewerb, bei den Oscars danach räumte die chinesisch-amerikanische Regisseurin (die auch Drehbuch und Schnitt selbst verantwortete) groß ab – und das bestimmt nicht nur, weil der Film das im ersten Pandemiejahr allgegenwärtige Gefühl der Abgeschiedenheit so gefühlvoll einfängt. Frances McDormand spielt darin eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes und der buchstäblichen Auflassung ihres Heimatortes nichts mehr hat, und die beginnt, in einem Van lebend durch die USA zu tingeln. Jobs und Begegnungen bleiben flüchtig, die Landschaft beständig in ihrer Weite und Imposanz. Schön. (kanu)

Doch das Böse gibt es nicht

Berlinale: Goldener Bär 2020
zu sehen auf Amazon Prime

Mohammad Rasoulof ist wieder auf (halbwegs) freiem Fuß. Der politisch klarkantige Filmemacher wurde 2022 nach Protesten gegen Polizeigewalt im Iran inhaftiert, seine bedingte Freilassung ist wohl auch als Olivenzweig an Regimekritiker gemeint. Sein Land verlassen darf er nicht: Cannes scheiterte heuer mit dem Versuch, den 51-Jährigen in eine Jury zu berufen. Zu direkt sind die Anklagen, die Rasoulof in Filmen wie „Doch das Böse gibt es nicht“ – Gewinner des Goldenen Bären im Jahr 2020 – gegen die iranische Regierung erhebt. Die vier unabhängigen Episoden des Dramas fügen sich zum kraftvollen Plädoyer gegen die Todesstrafe, die hier als hilfloser Ausdruck scheinheiliger Willkürherrschaft erscheint. Dabei hat jede einen anderen Stil: Eine kontrastiert z. B. den banalen Alltag eines Henkers mit seinem gnadenlosen Geschäft, während eine andere zum aufregenden Gefängnisausbruchsthriller gerät. (and)

Joker

Venedig: Goldener Löwe 2019
Zu sehen auf Netflix

Die Fortsetzung „Joker: Folie à Deux“ mit Lady Gaga als Harley Quinn wurde vor Kurzem abgedreht und soll im Herbst 2024 ins Kino kommen. Ebenfalls unter der Regie von Todd Phillips, dessen erster „Joker“-Film ein immenser künstlerischer und kommerzieller Erfolg war. Joaquin Phoenix driftete darin als Möchtegern-Clown Arthur Fleck tiefer und tiefer in psychische Abgründe ab und erfindet sich schließlich als Batmans Erzfeind in spe neu (verdienter Oscar für Phoenix). Ein düsterer Film, der die Empathie des Publikums auf die Probe stellt. (her)

Roma

Venedig: Goldener Löwe 2018
zu sehen auf Netflix

Eigentlich sollte man diesen Film auf großer Leinwand sehen. Für das Erinnerungsdrama rekonstruierte Regisseur Alfonso Cuarón das Mexiko seiner Kindheit detailreich und drehte in prachtvollem Schwarz-Weiß auf 65mm. Im Heimkino kann vielleicht ein Beamer aushelfen, um die tiefenscharfen Breitwandpanoramen in ganzer Pracht erstrahlen zu lassen.

Cuarón erzählt in seinem Film im Vordergrund die Geschichte der Mixteca Cleo (Yalitza Aparicio), die bei einer bürgerlichen Familie als Kindermädchen arbeitet. Sie verliebt sich und wird, als sie schwanger ist, verlassen. Im Hintergrund passiert Geschichte im Großen: Beim Fronleichnam-Massaker 1971 werden Dutzende demonstrierende Studenten von einer paramilitärischen Gruppe getötet. Und Geschichte im Kleinen: Der Vater der Familie fährt gar nicht auf eine Konferenz, sondern verlässt Frau und Kinder. Mutter, Kinder und Cleo bleiben alleine zurück, aber das fühlt sich weniger nach Abschied denn wie ein Neuanfang an. „Roma“, dessen Titel sich auf den gleichnamigen Stadtteil von Mexiko City bezieht, wurde vielfach ausgezeichnet – auch mit dem Oscar für die beste Regie und den besten fremdsprachigen Film. (her)

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