"Subway Shirt"

Ein Shirt für die U-Bahn und gegen (männliche) Blicke

Auf TikTok macht zurzeit das "subway shirt" die Runde.
Auf TikTok macht zurzeit das "subway shirt" die Runde. Screenshot TikTok/quesoscorpio
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Im Minirock von A nach B? Nicht ohne ihr „subway shirt“, sagen New Yorker TikTokerinnen. Wie sie sich für die U-Bahn-Fahrt umhüllen.

Als die Schauspielerin Shoshana B. Roberts 2014 zehn Stunden lang alleine durch New York geht (in langer Jeans, T-Shirt und Turnschuhen), wird sie über 100 Mal angesprochen. Ausschließlich von Männern. Um auf Belästigung aufmerksam zu machen, die Frauen tagtäglich erleben, filmt sie das Ganze und stellt es auf YouTube.

Knapp neun Jahre später ist das Bewusstsein für „Catcalling“ - so der englische Begriff für sexuell anzügliches Rufen oder Pfeifen auf offener Straße - etwas gewachsen (wenn auch die Belästigung nicht weniger wird). Mitunter dank #Metoo und auch Instagram-Plattformen, in Wien etwa @catcallsof.vie. Dort werden Sprüche, die Frauen oder als Frauen gelesene Personen nachgerufen werden, gesammelt, am Ort des Geschehens auf den Asphalt geschrieben, abfotografiert und gepostet.

Und nun, da es wieder wärmer wird, luftigere Outfits gewählt werden, werden auch Blicke und Sprüche von Männern gegenüber Frauen tendenziell häufiger. New Yorker TikTokerinnen setzen deshalb auf „subway shirts“, zu Deutsch U-Bahn Shirts, die sie für ihren Weg von A nach B über ihr eigentlichen Outfit ziehen. Der Begriff „Jedes Mal, wenn ich mein U-Bahn-Shirt vergesse, bedaure ich es sofort und überlege, umzukehren“, sagt eine 19-Jährige TikTokerin gegenüber dem „Guardian“. Man spüre den männlichen Blick am Körper. 

Besagtes Shirt ist übergroß und am besten „schäbig“, so der Rat auf dem Videoschnipselportal. Das ideale Überwurf-Shirt für jene, die sich gerne knapp und schick anziehen, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen quasi. Beweise, dass Belästigungen und Übergriffe durch die Kleidung der Opfer motiviert sind, gibt es nicht, und sowieso ist kurze und enge Kleidung niemals eine Rechtfertigung für übergriffiges Verhalten und sexuelle Gewalt. Solange sich Frauen im XXL-Shirt wohler fühlen, erfüllt das Kleidungsstück, das im Netz auch „Outfit-Dämpfer“ heißt, aber seinen Zweck. 

Für viele Frauen scheint das der Fall zu sein. „Ich nenne es meine ,Sommerjacke', ein großes Kleidungsstück aus dünnem Stoff, das meine Figur bedeckt, bis ich sicher drinnen bin“, schreibt eine Userin unter einen TikTok-Beitrag. Eine andere: „Ich verlasse das Haus nie ohne es!!!“ Der Großteil ist sich zudem einig: Es ist traurig, dass es „subway shirts“ überhaupt gibt. 

(evdin)

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