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Alles für die Katz in Canberra

Mit Bedauern, wenn nicht gar mit Unmut quittierte Premier Anthony Albanese die kurzfristige Absage des Australien-Besuchs Joe Bidens wegen der Blockade im Budgetstreit in Washington.

Wann steht Canberra schon einmal im Fokus der Weltöffentlichkeit? Wann kommt ein US-Präsident nach Down Under? Da verfärbt sich eher der Ayers Rock. Oder ein Känguru schwimmt nach Neuseeland. Oder ein Krokodil paart sich mit einem Kamel. Alle Planungen, alle Sicherheitsvorkehrungen – alles für die Katz.

Noch schwerer wiegt indes die Enttäuschung auf Papua-Neuguinea. Die Inselrepublik hatte quasi einen nationalen Feiertag ausgerufen, weil Biden auf dem Weg vom G7-Gipfel in Japan nach Australien für ein paar Stunden einen Zwischenstopp in der Hauptstadt Port Moresby einlegen wollte – eine Premiere. Fast so, als wäre einst der Kaiser von China in einer Dschunke angereist.

Die Regierung in Papua-Neuguinea hätte blitzende Limousinen auffahren lassen – 140 Staatskarossen und 40 Maseratis, die sie vor Jahren eigens für einen Apec-Gipfel erworben hatte. Alles Makulatur – zumindest für den Oldtimer-Fan Biden. Xi Jinping, der einmal mit der Queen durch London kutschiert ist, wird sicherlich in die Lücke vorstoßen. Chinas Herrscher muss sich aber auch nicht mit einer republikanischen Opposition herumschlagen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2023)

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