Guter Rat ist teuer – vor allem für Franken-Kreditnehmer

Guter teuer ndash allem
Guter teuer ndash allem(c) Erwin Wodicka
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Bei den Banken sollten sich die Franken-Kreditnehmer keine unabhängige Beratung erwarten. Die Institute vertreten ihre eigenen Interessen. Steigt der Franken, müssen sie mehr Eigenkapital für die Kredite hinterlegen.

Wien. Unabhängige Finanzberatung kostet Geld, kann sich aber auszahlen – das gilt vor allem für die heimischen Franken-Kreditnehmer. Jene, deren Kredite in einigen Jahren fällig werden, sollten sich jetzt schon Gedanken über die Tilgung machen.

Der Euro hat zum Franken seit 2007 um mehr als 20Prozent an Wert verloren. Das bedeutet, dass die Franken-Darlehen auf dem Papier dementsprechend teurer geworden sind. Wenn die Kredite dann tatsächlich am Laufzeitende getilgt werden, müssen die Kreditnehmer im schlimmsten Fall – also wenn sich der Euro zum Franken nicht wieder erholt, wovon aber viele Experten nicht ausgehen – die Währungsverluste tatsächlich realisieren und für eine deutlich höhere Kreditschuld aufkommen. Zudem liegen die Erträge einiger Tilgungsträger (etwa Investmentfonds), mit denen das Darlehen zum Laufzeitende auf einen Schlag getilgt werden soll, durch die Finanzkrise weit unter dem Plansoll.

Banken machen Druck

Die Frage ist, wie man die Kredite jetzt so optimiert, dass ein finanzieller Schaden vermieden werden kann. Dazu muss jedes Darlehen individuell beleuchtet werden. Der Bankberater ist dabei wohl nicht die beste Option.

Deswegen, weil die Banken unter Verdacht stehen, ihre eigene Interessen vor die Interessen der Kunden zu stellen. Die Kreditinstitute stecken nämlich in einem Dilemma. Steigt der Franken, müssen die Banken mehr Eigenkapital für die Franken-Kredite hinterlegen. Das ist natürlich nicht sehr angenehm, deswegen versuchen sie die Kreditnehmer vom Franken- in ein (teureres) Euro-Darlehen zu drängen, haben zuletzt wieder Vertreter des Wirtschaftskammer-Fachverbandes der Finanzdienstleister beklagt. Auch der Verein für Konsumenteninformation hat berichtet, dass die Banken auf die Franken-Kreditnehmer großen Druck ausüben. Der VKI hat ein Schreiben abgedruckt, wonach ein heimisches Kreditinstitut von einem Kunden mit einem 216.000-Euro-Fremdwährungskredit von einem Tag auf den anderen neue Sicherheiten im Wert von 60.000Euro verlangt hat.

Was die Franken-Kreditnehmer jetzt am besten machen sollten und warum viele Ratschläge von Kreditexperten nicht sehr klug sind, wird in der morgigen Ausgabe an dieser Stelle behandelt.

Auf einen Blick

Die Franken-Kreditnehmer stehen unter Druck. Der Euro verlor zum Franken deutlich an Wert, deswegen erhöhte sich die (Buch-)Kreditschuld der Franken-Darlehen. Einige Tilgungsträger (etwa Investmentsfonds), mit denen die Darlehen zu Laufzeitende auf einen Schlag getilgt werden sollen, liegen zudem weit unter dem Plansoll. Um finanziellen Schaden zu vermeiden, sollten sich die Kreditnehmer bei unabhängigen Beratern informieren – nicht unbedingt bei der Bank.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2011)

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