„Freundschafts-Aspekt"

Chat-Affäre: Investor Pecik wehrt sich, WKStA räumt "Irrtum" ein

Investor Ronny Pecik spricht von Freundschaftsdiensten, bringt Beweisanträge ein und weist Bestechungsvorwürfe zurück.
Investor Ronny Pecik spricht von Freundschaftsdiensten, bringt Beweisanträge ein und weist Bestechungsvorwürfe zurück.Michèle Pauty
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Chats und Aussagen des - um den Kronzeugen-Status ringenden - Ex-ÖBAG-Chefs Thomas Schmid belasten auch den Unternehmer Ronny Pecik. Dieser erklärte, dass er Schmid aus Freundschaft den einen oder anderen Gefallen getan habe. Nicht, um diesen zu bestechen. Die WKStA sieht sich den „Freundschafts-Aspekt" nun doch genauer an.

Seit geraumer Zeit ermittelt die WKStA, wie berichtet, auch gegen den Investor Ronny Pecik. Sie wirft dem Mann, der Anteile an der Telekom Austria AG gehalten hatte und diese an das mexikanische Unternehmen América Móvil verkauft hatte, eine Spielart der Korruption, nämlich Vorteilszuwendung vor.

So habe Pecik dem seinerzeitigen ÖBAG-Chef Thomas Schmid ein Luxusauto zur Verfügung gestellt (da gab es Fahrten mit einem Porsche Panamera nach Italien), oder diesem einen maßgeschneiderten Anzug verschafft. Laut dem Verdacht der WKStA habe sich Pecik dadurch Vorteile erhofft, etwa einen guten Draht zu Finanzminister Hans Jörg Schelling.

Die Vorwürfe seien "völliger Blödsinn“, hatte Pecik zuletzt wissen lassen. Es habe eine Freundschaft gegeben - mit gegenseitigen Gefallen, das sei keine Einbahnstraße gewesen. Schmid lüge "aus purem Eigeninteresse". Gemeint: Wenn Schmid andere belaste, könne er selbst auf Straffreiheit hoffen.

Dieser Tage hat Pecik via Anwalt Norbert Wess eine Reihe von Beweisanträgen eingebracht. Die sollen zeigen, dass es sehr wohl enge, private Verbindungen zwischen Pecik und Schmid gab. Und dass es bei den Kontaktaufnahmen eben nicht, wie die WKStA annimmt, fast immer nur um „Telekom-Agenden“ ging.

So habe Pecik etwa im Juli 2018 ein Spaß-Video an Schmid gesandt. Darauf war zu sehen, wie ein Fan der kroatischen Fußball-Nationalmannschaft aus Freude über einen Sieg sein Sofa aus dem Fenster wirft. Also „unzweifelhaft private Kommunikation“, wie es in dem Beweisantrag exemplarisch heißt (es existieren auch mehrere andere private - nicht nur berufliche - Chats). 

Bisher hatte die WKStA diese Art der privaten Kommunikation weitgehend unberücksichtigt gelassen. Und: Zu einem Antrag Peciks auf Einstellung des Ermittlungsverfahrens hatte die Behörde eine ablehnende Stellungnahme abgegeben. 

Alles nur ein Irrtum?

Doch nun gibt es bei der WKStA einen Schwenk. In einem der „Presse“ vorliegenden Aktenvermerk, der gleich nach Einbringen der erwähnten Beweisanträge angelegt wurde, hält die zuständige Staatsanwältin fest, dass sie „den IT-Experten bereits beauftragt“ habe, „sämtliche Videos aus dem Chatverlauf" zwischen Pecik und Schmid „zu exportieren", damit diese zum Akt genommen werden können. Bisher seien diese Videos „bei der Veraktung des gesamten Chatverlaufs irrtümlich übersehen“ worden.

Immer wieder wird der WKStA vorgeworfen, das sogenannte Objektivitäts-Gebot nicht ernst zu nehmen. Demnach ist die Behörde verpflichtet, nicht nur belastende, sondern auch entlastende Elemente zu sammeln. Den Vorwurf, mitunter auf einem Auge blind zu sein, weisen die Korruptionsjäger stets mit Nachdruck von sich. Und auch diesmal sei es eben „ein Irrtum“ gewesen, nicht gleich das gesamte Material gesammelt zu haben.

Übrigens: Am 6. Juni wird Pecik von der WKStA als Beschuldigter einvernommen.

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