Aus dem belagerten Sarajewo flüchtete der Bosnier nach Graz, nun ist er dort mit 70 Jahren gestorben: Hommage an einen wunderbaren Literaten und Menschenfreund.
Einer, der fragt und keine Antworten hat“, so bezeichnete sich Dževad Karahasan gern, der Bosnier, der Wahl-Österreicher, der Europäer. Nach seiner Flucht aus dem belagerten Sarajewo hat er einst, 1993, in Österreich, genauer Graz eine zweite Heimat gefunden. Nun ist er ebendort im Alter von 70 Jahren verstorben. Dabei hat die deutschsprachige Leserschaft gerade erst einen neuen, großartigen Roman von ihm geschenkt bekommen. Einen Roman, bei dem man fast nicht anders kann, als auch an den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine zu denken. Obwohl er im belagerten Sarajewo spielt.
Seit Karahasan aus der umkämpften Stadt floh, hat der Jugoslawienkrieg nicht nur in seinem Leben, sondern auch in seinem epischen, dramatischen und essayistischen Werk eine zentrale Rolle gespielt. Im neuen Roman „Einübung ins Schweben“ macht Karahasan an vielen Schicksalen und oft gerade an Miniatur-Momenten spürbar, was der Krieg mit Menschen und aus Menschen macht.