Glaubensfrage

Der Tanz durch die Feiertage

Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam: Wir tänzeln durch eine Reihe von Feiertagen und sogenannten Fenstertagen. Was diese Festtage bedeuten? Wen kümmert es?

Die guten Nachrichten zuerst: Aufs Heizen werden wir nach dem novembrigen Mai jetzt für einige Monate dann doch vergessen dürfen. Und wer es bisher nicht geschafft hat, sich einen Kurzurlaub zu gönnen, dem kann geholfen werden. Nach der vergangenen „kurzen“ Woche erwartet uns bereits das nächste Wochenende – als ein „verlängertes“.

Ja, Pfingsten, 50 Tage nach Ostern, will eben gefeiert werden. Halt, halt, halt. Fake News? Wird Pfingsten tatsächlich gefeiert? Wer weiß denn schon, was da überhaupt zu feiern wäre? Eben. Dasselbe gilt übrigens auch für Fronleichnam, den Feiertag am Donnerstag samt „Fenstertag“ eine weitere Woche nach Pfingsten.

Unerwartete Wendung: Das wird keine kulturpessimistische Klage über den Verlust von Bildung und religiöser Bindung. (Vielleicht ein anderes Mal, auszuschließen ist das nicht gänzlich.) Kritisiert, moniert und gejammert, um nicht zu sagen gesudert, wird ohnedies rundherum genug. Bad News werden mehr geklickt. Wenig erregt mehr Interesse, als sich zu schaudern. Dem tragen Medien eilfertig Rechnung, wie sie im gedruckten Kleid täglich, sonst gern auch minütlich unter Beweis stellen.

Nur gibt es da eine Studie, wie zu lesen war – auf der umstrittenen Seite orf.at, die gebühren-/abgabenfinanziert wird und anderen Medien, die im Wettbewerb und Werben um Käuferinnen und Käufer stehen, Konkurrenz macht. Die geballte Ladung von Meldungen über Krieg, Hunger, Hitze, Teuerung sei eine Belastung für die Psyche und untergrabe den Glauben an die Menschheit. Wer hätte das gedacht?! Überraschender dann das Ergebnis von Experimenten, das diese Studie ausführt. Demnach macht der Konsum guter Nachrichten jenen von schlechten erträglicher, heißt es. Der negative Effekt lasse sich abschwächen, wenn über Hilfe für andere und generell Gutes über Menschen berichtet wird. Sagt die Studie.

Dass diese für die Psychohygiene offenbar so notwendige Rolle von Good News im Alltag zu kurz kommt, wird niemand bezweifeln. Daher ein Versuch: Rund um Pfingsten werden Hunderte Firmungen gefeiert. Jugendliche erleben nach Taufe und Erstkommunion die volle Teilhabe an der kirchlichen Gemeinschaft. Wo intakt und vorhanden, dürfen sie oft im Mittelpunkt eines Festes der Familie stehen, sich ein klein wenig erwachsen fühlen (sofern sie das wollen). Bei der Firmung selbst haben sie zumindest die Chance, mit einer ihnen meist unbekannten Seite des Lebens in Berührung zu kommen. Nennen wir es Date mit Spiritualität. Daneben sind auch die vielen nicht zu vergessen, die die Firmlinge monatelang vorbereitet haben. Immer mehr Laien übernehmen wie selbstverständlich Aufgaben, die früher Geweihten vorbehalten waren. Wie gesagt: gute Nachrichten.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2023)

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