Am Herd

Dauernd etwas Sinnvolles zu tun, macht nur müde

 Candy Crush
Candy Crush(c) imago images/Richard Levine
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Ich spiele Candy Crush. Ich weiß, dass das sinnlos ist.

Es gab einmal die Formulierung „guilty pleasure“. Das heißt, es gibt sie immer noch, aber ich habe sie lange nicht mehr gehört, vielleicht, weil wir das Konzept dahinter schon verinnerlicht haben, dass es uns nicht mehr auffällt. Dass es etwas gibt, das uns Vergnügen bereitet, aber wir uns eigentlich versagen sollten, wofür wir aber zu schwach sind; und also sitzt da, während wir uns vergnügen, ein kleines Teufelchen auf unserer Schulter und sagt: Du könntest mit deiner Zeit echt etwas Besseres anstellen. Lies ein „gutes“ Buch (keinen Krimi). Schau dir das sozialkritische „The Wire“ noch einmal an (und nicht den reaktionären Paramount-Schinken „Yellowstone“). Und wo du dabei bist: Frisch dein Italienisch auf, wieso zahlst du jeden Monat sieben Euro neunundneunzig Cent für eine App, die dich bei jedem richtig geratenen Wort mit einem „Kling“ oder einem „Bling“ belohnt?

Pokémon.
Mir ist das Teufelchen wurscht. Ich spiele Candy Crush auf dem Handy. Candy Crush heißt, dass drei Bonbons auf eine bestimmte Weise kombiniert werden müssen, so lange, bis man die Schokolade oder das Gelee weggesprengt hat, was fast genauso absurd ist, wie es klingt. Früher war das ein Hype, wie Pokémon oder Super Mario, mittlerweile gibt es nur noch ein paar Übriggebliebene wie mich. Wir sind so wenige, dass die Firma verzweifelt an ihren Algorithmen und ihren Geschäftsmodellen dreht, vor kurzem bombardierte sie uns mit Werbung, jetzt macht sie die Level immer komplizierter, damit wir endlich Goldbarren und damit Extrazüge und Farbbomben kaufen, aber wir haben auch unseren Stolz.

Im Übrigen dürfen nur die Kinder wissen, auf welchem Level ich gerade Bonbons zerstöre.

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