Fernsehen in Putins Russland. Nicht nur in den Nachrichten geht es um den Krieg in der Ukraine.
Propaganda-Apparat

Der Krieg in Russlands Wohnzimmern

Wer das nationalistische Russland verstehen will, muss – fernsehen. Das TV-Gerät ist Putins wichtigster Propaganda-Apparat, 90 Prozent der Russen nutzen es als erste Informationsquelle. „Die Presse am Sonntag“ hat sich durch die Programme gezappt. Selbst in Spieleshows wie „Glücksrad“ wird es politisch.

Moskau, morgens um neun ist die Welt . . .

. . . voller Geschosse. Rechts ragt eine Glattrohrkanone ins Bild, in der Mitte des Bildschirms fliegen Erdhaufen in die Luft, ein Panzer quält sich durch den Wald, noch einer, von links kommen wieder Geschosse, Männer in Tarnfarben werfen sich auf den Boden, Bäume fallen um. Wieder ein Panzer, wieder ein Dröhnen, wieder Explosionen. „Unsere Landetruppen schlagen die Gegner in die Flucht. Sie brennen buchstäblich deren Positionen nieder.“ Die Moderatorin klingt triumphierend. „Die ukrainischen Nationalisten schießen mit immer neuer Kraft. Diese Radikalen schlagen mit Nato-Kalibern zu. Unsere Jungs halten dagegen.“

Kämpfe zum Frühstück.
Es ist Freitagmorgen – Nachrichtenzeit im Ersten Kanal, dem ältesten und beliebtesten Staatssender im russischen Fernsehen, in den 1990ern als Nachfolger des sowjetischen Ersten Programms gegründet. Kaum hat die Moderatorin Aljona Lapschina über „unsere Jungs“ gesprochen, schaltet sie zum Korrespondenten an die Front in der Ostukraine, der darüber berichtet, wie „tapfer“ diese „Jungs“ bei Swatowe (im Russischen Swatowo) die „Feinde“ in die Flucht trieben. Er filmt eine Drohne, muss fliehen. „Ich habe es nicht geschafft, ein Interview mit dem Kommandanten aufzunehmen, wir müssen hier weg“, sagt er und wirft sich ins Militärfahrzeug. „Solang der Gegner nicht besiegt ist, wird das so weitergehen“, brüllt er ins Mikrofon. Wackelige Bilder zeigen einen zerstörten Wald.

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