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„Bitcoin Pizza Day“: Als 250 Millionen Euro in zwei Pizzas flossen

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Am 22. Mai 2010 wurde das erste Mal ein Wirtschaftsgut mit Bitcoin bezahlt. Es hat sich ausgezahlt.

Wien. Der „Bitcoin Pizza Day“ ist für die Bitcoin-Community fast schon so etwas wie ein hoher Feiertag, höchstens noch übertroffen vom 31. Oktober (2008), dem Tag der Veröffentlichung des Whitepapers durch Satoshi Nakamoto, und dem 3. Jänner (2009), dem Geburtstag von Bitcoin. Den Pizza Day begeht man etwa, indem man mit anderen „Plebs“ – so nennen sich die Bitcoin-Anhänger in Anspielung auf das einfache Volk im alten Rom – Pizza essen geht und, falls möglich, mit Bitcoin bezahlt.

Zu diesem Feiertag kam es wie folgt: Vor 13 Jahren wurde zum ersten Mal ein Wirtschaftsgut mit Bitcoin bezahlt. Der US-amerikanische Programmierer Laszlo Hanyecz war ein Bitcoin-Fan der ersten Stunde und schürfte selbst Bitcoin. Mehr als 10.000 Stück hatte der Kalifornier bereits geschürft. Heutiger Gegenwert: 250 Millionen Euro. Damals fragte sich Hanyecz aber, ob Bitcoin je einen Wert haben könne, wenn niemand damit bezahlt.

Er fragte also im Bitcointalk-Forum, jenem Internet-Forum, in dem auch Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto aktiv war, ob ihm jemand zwei Pizzas für 10.000 Bitcoin liefern wolle – genug, dass er am nächsten Tag auch noch etwas davon hätte. Der Überbringer könne die Pizza selbst backen oder von einem Restaurant ausliefern. Hanyecz präzisierte: „Ich mag Dinge wie Zwiebeln, Paprika, Wurst, Pilze, Tomaten, Peperoni etc., nur Standard-Zeug, kein verrücktes Zeug, keine verrückten Fisch-Toppings oder so etwas.“ Eine Vorgabe, die machbar schien.

Doch drei Tage lang meldete sich niemand. Hanyecz hakte nach: „Will mir wirklich niemand zwei Pizzas verkaufen? Sind 10.000 Bitcoin zu wenig?“ Daraufhin erbarmte sich der damals 19-jährige Student Jeremy Sturdivant. Er holte zwei Pizzas von „Papa John's“ ab und lieferte sie an Hanyecz aus, der sie zusammen mit seinen Kindern verspeiste. Sturdivant erhielt 10.000 Bitcoin, die er alsbald für Videospiele ausgab.

Alljährlich rechnen nun Leute, die 2010 nicht einmal wussten, was Bitcoin überhaupt ist, Hanyecz oder Sturdivant vor, wie reich sie wären, wenn sie die Bitcoin damals behalten hätten.

Man muss Bitcoin ausgeben

Das ist Unsinn: Bitcoin wäre nicht so groß geworden, wenn es nie ausgegeben worden wäre. Hanyecz weiß das auch. Er bereue nicht, dass er die Pizzas bestellt habe, sagte er in Interviews. „Bitcoin war ein interessantes System, aber niemand benutzte es. Und wenn es niemand benutzt, ist es egal, wie viel Bitcoin ich besitze.“ Heute ist Hanyecz, wie die Plattform BTC Echo berichtet, IT-Angestellter bei Goruck, einem Rucksack-Hersteller, der Bitcoin akzeptiert.

Sturdivant, heute Produkt-Ingenieur bei Inovonics, einem Hersteller für Smart-Home-Produkte, erklärte dem „Telegraph“ einmal, dass er stolz sei, Teil dieses globalen Phänomens geworden zu sein. Wenn er Bitcoin als Investition gesehen hätte, hätte er vielleicht nicht so lang durchgehalten. So hat er zumindest Geschichte geschrieben – genau wie Hanyecz. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2023)

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