Wahlkampf

Warum sich Erdoğan jetzt offen und tolerant gibt

Erdoğan auf Wahlkampf in Kahramanmaraş.
Erdoğan auf Wahlkampf in Kahramanmaraş.Reuters
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Rollentausch im Wahlkampf: Präsident Erdoğan zeigt sich staatsmännisch, sein Herausforderer klopft rechtspopulistische Sprüche. Was dahinter steckt.

Recep Tayyip Erdoğan zeigt sich großherzig. Unter seiner Regierung könne jeder nach seiner Fasson glücklich werden, sagt der 69-jährige vor der Stichwahl um das Präsidentenamt am kommenden Sonntag. Wenn er die Wahl gewinne, „wird niemand verlieren“, verspricht er. Oppositionskandidat Kemal Kılıçdaroğlu aber habe nach der Niederlage im ersten Wahlgang „seine Maske fallen lassen“: Mit ausländerfeindlichen Parolen zeige sein Herausforderer nun sein wahres Gesicht. Vor der Stichwahl dreht Erdoğan den Spieß um, tritt als versöhnlicher Landesvater auf und weist Kılıçdaroğlu die Rolle des Spalters zu.

Kılıçdaroğlu hat Erdoğan den Rollentausch ermöglicht. Der Oppositionskandidat, der sich vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl noch als Versöhner der gespaltenen Gesellschaft empfahl, greift seither mit rechtspopulistischen Sprüchen an. Er werde als Präsident alle Flüchtlinge aus dem Land werfen, die Erdogan ins Land gelassen habe, verspricht Kılıçdaroğlu.

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