„Tagespresse“ feiert zehn Jahre Reinlegen

Jubiläum. Was Fritz Jergitsch 2013 als One-Man-Show begann, ist mittlerweile ein mehrfach ausgezeichnetes Unternehmen, das weltweit für höchst erfolgreiche Nachrichtensatire steht.

Wien. Es ist erstaunlich, aber „im Büro der ,Tagespresse‘ wird eigentlich sehr wenig gelacht“, sagt Gründer Fritz Jergitsch und klingt selbst ein wenig verwundert. Satire ist eben ein ernstes Geschäft, und das betreibt Jergitsch mit seinen Kollegen Sebastian Huber und Jürgen Marschal seit zehn Jahren.

„Sie sorgen für Comic Relief vom Alltag“, meinte Moderatorin Corinna Milborn bei der Jubiläumsshow am Freitagabend im Theater im Rabenhof: „Und gerade jetzt denkt man sehr oft: Hoffentlich ist diese Meldung von der ,Tagespresse‘.“ Ö1-Nachrichtensprecher Paul Kraker las Auszüge aus dem neuen Buch „Im Dienste der Wahrheit – Zehn Jahre Tagespresse“, das im Residenz-Verlag erschienen ist.

Fritz Jergitsch ließ sich 2013 von der Satire-Website „Postillon“ inspirieren, die den Rekordsprung von Felix Baumgartner aus 39 Kilometern Höhe für ungültig erklärt hatte, weil dieser die Linie um wenige Millimeter übertreten hätte. Was im Wohnzimmer von Jergitschs Mutter als One-Man-Show begann, ist mittlerweile ein mehrfach preisgekröntes Unternehmen mit rund 15 Mitarbeitern, das insgesamt 3000 Artikel online gestellt hat und seine weltweite Leserschaft auf vielen Plattformen bedient: „Diese Frage müssen sich alle Medien stellen: Man kann auf Social Media sein oder man kann irrelevant sein“, sagte Jergitsch.

Zu ihren größten Erfolgen zählen die Drei von der „Tagespresse“ die Meldung, dass der US-Whistleblower Edward Snowden in Österreich um Asyl angesucht habe und dass die Wiener Linien dem Millionsten Schwarzfahrer 100.000 Euro spendieren würden. „Das wurde sogar von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua aufgegriffen“, sagt Jergitsch. „Das liest vielleicht immer noch eine Milliarde Menschen.“ Die Meldung, auf die er am häufigsten angesprochen wurde, sei allerdings gar nicht erfunden gewesen: als Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig zu Novomatic wechselte. „Das war Realsatire“, so Jergitsch, der weitermachen will „solang ich Spaß habe und davon leben kann“. (do)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2023)

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