Die belgische Performerin Sarah Vanhee stellt bei den Wiener Festwochen etwas langatmig ihre westflämische Herkunft zur Schau.
Gegen Ende einer von der Gegenwart bis zum Ersten Weltkrieg zurückreichenden Familiengeschichte zieht Sarah Vanhee Bilanz: 34 Urenkel habe eine ihrer Großmütter gehabt (die sie Mémé nennt), 15 die andere (die sie als Oma anspricht). Beide Frauen, 1915, bzw. 1928 geboren, sind schon tot, ihre belgische Nachfahrin spricht im Theater Nestroyhof Hamakom beim Finale ihrer Solo-Performance zu lebensgroßen Puppen, die sie auf einem Quilt platziert hat. Sie selbst setzt sich dazwischen, berührt diese Stoff-Figuren, streichelt sie, wie zur späten Versöhnung.
Die beiden Frauen stammen aus flämischen Bauern-Clans mit strengen patriarchalen Strukturen. Vor allem Mémé diente vor allem als Gebär-Maschine und Arbeitskraft für Hof und Feld. Jede Geburt ein Blutverlust, zuvor Traumatisches beim erzwungenen Sex. Und die Schrecken des Krieges. Oma hingegen stammte aus wohlhabender Familie, wollte immer etwas Besseres sein. Auch sie trauerte versäumter Bildung nach. Das Leben ließ jede auf ihre Weise hart werden.