Ausstellung

So glitt Österreich in die Diktatur ab: Dollfuß als Lehrmeister für Putin & Co.

Wienbibliothek im Rathaus
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Der Ständestaat-Kanzler entsorgte die Demokratie ganz ähnlich wie die Autokraten von heute: Das zeigt ein Katalog in voller Breite und eine Schau im Wiener Rathaus in drangvoller Enge.

Ach, die Erste Republik. Von Anfang an zum Untergang verurteilt, durch unüberwindliche Gegensätze zwischen Klerikalen und Sozialisten, verschärft durch die Massenarbeitslosigkeit in einem der damals ärmsten Länder Europas – so fatalistisch sehen es bis heute viele. „Wir empfanden es anders“, dieses republikanische Österreich, nämlich „jung und frisch“, erinnerte sich später die Autorin Hilde Spiel. Auch die Gestalter der Ausstellung „Die Zerstörung der Demokratie“, in der Bibliothek des Wiener Rathauses und in Kooperation mit dem Wien Museum, glauben nicht an eine Macht des Schicksals und Ohnmacht der Akteure. Ihr Credo und Leitmotiv: Die Demokratie endete nicht erst mit der blutigen Gewalt der Februarkämpfe 1934, sondern schon im März 1933, als Kanzler Dollfuß das Parlament ausschaltete und peu à peu den autoritären Ständestaat aufbaute.

Diese Diktatur kam nicht donnernd laut wie in Nazi-Deutschland, sondern auf leisen Sohlen, nach jenem Drehbuch, dem auch die Autokraten von heute wie Putin, Erdoğan oder Orbán folgen. Das Regime beließ die Fassade und entsorgte mit Notverordnungen und Tricks den Rechtsstaat: Sie legte das Verfassungsgericht lahm, verbot Versammlungen, führte Zensur und Todesstrafe wieder ein. Gut, all dies lässt sich auf Wikipedia nachlesen. Aber es beeindruckt, wie vielfarbig 45 Historiker in 50 Katalogbeiträgen dieses knappe Jahr ausleuchten. Aus der Fülle an Zeugnissen hat man allzu viele allzu dicht gedrängt in den schmalen, dunklen Korridor des „Ausstellungskabinetts“ gesteckt. Ein so breites Geschichtspanorama zu einem leider wieder so aktuellen Thema hätte sich unbedingt mehr Raum verdient.

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