Massive Kritik

Horten-Auktion: Christie's will an jüdische Organisationen spenden

Der Schmuck von Heidi Horten brachte schon 200 Millionen Euro ein.
Der Schmuck von Heidi Horten brachte schon 200 Millionen Euro ein. (c) APA/AFP/FABRICE COFFRINI (FABRICE COFFRINI)
  • Drucken

Das Auktionshaus soll jüdischen Organisationen nach massiver Kritik an der Schmuckversteigerung von Heidi Horten hohe Geldsummen angeboten haben.

Die Kritik um die Auktion des Schmucks der 2022 verstorbenen österreichischen Milliardärin Heidi Horten, die ein Zwischenergebnis von 186 Millionen Euro erbracht hat, nimmt kein Ende. Das Auktionshaus Christie's, das wegen der Kontroverse um die NS-Vergangenheit von dem deutschen Unternehmer Helmut Horten, Mann von Heidi Horten, unter Beschuss geraten war, hat laut "Kronen Zeitung" (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf die "Jerusalem Post" hohe Geldangebote gemacht.

Christie's bestätigte am Dienstag auf Anfrage, dass diese Angebote an Organisationen gegangen sind, die zu Forschung und Bildung zum Holocaust wesentlich beitragen. Allerdings, wie die "Jerusalem Post" berichtete, haben die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und eine weitere jüdische Organisation die Angebote zurückgewiesen. Nach wie vor löst die Auktion der Stücke aus der Juwelenkollektion Hortens heftige Kritik aus. "Christie's muss diese Versteigerung verschieben, bis volle Aufklärung zu dieser Verbindung zu den Akquirierungen der Nazi-Zeit erzielt wurde", sagte etwa Rabbi Abraham Cooper, stellvertretender Direktor des Simon Wiesenthal Centers.

Helmut Horten war Mitglied der NSDAP

Heidi Hortens Mann Helmut war laut einem im Jänner 2022 veröffentlichten Historikerbericht, der von der Horten Stiftung in Auftrag gegeben worden war, längere Zeit Mitglied der NSDAP. 1936, drei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis, übernahm er demnach als 27-Jähriger das Textilkaufhaus Alsberg in Duisburg, nachdem dessen jüdische Eigentümer geflohen waren. Später übernahm er weitere Geschäfte, die sich zuvor im Besitz jüdischer Eigentümer befunden hatten. Ihm wurde deshalb vorgeworfen, Profiteur der "Arisierung" jüdischer Unternehmen während der NS-Zeit gewesen zu sein.

Laut dem Historikerbericht von Peter Hoeres hat sich Horten nach Ende des Kriegs mit den jüdischen Vorbesitzern des Textilkaufhauses Alsberg auf Wiedergutmachung geeinigt. Ein Kaufhaus in Wattenscheid wurden wieder an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. Im Fall einer Geschäftsübernahme in Königsberg sperrte sich Horten laut der Analyse andererseits wohl gegen zivilrechtliche Wiedergutmachungsleistungen, weil er wusste, dass es keine durchsetzbaren Rechtsansprüche gegen ihn gab.

Im Gutachten heißt es, dass sich eine "gewisse Ambivalenz" gezeigt habe. Horten haben sich um außergerichtliche Vergleiche bemüht. "Die erzielten Vergleiche können als fair und vorteilhaft für die ehemaligen Vorbesitzer angesehen werden, wenngleich die finanziellen Mittel im Fall von Duisburg nur ein schwacher Trost für das erlittene Unrecht sein konnten."

Laut dem Experten-Bericht sei Hortens Denken nicht von "NS-Ideologie bestimmt" gewesen, trotzdem habe er eine "gewisse Wertschätzung der NS-Behörden" genossen. Sein Unternehmen in Duisburg wurde als Verteilerbetrieb eingesetzt, Horten sei dabei effizient gewesen. Laut einer Aussage aus dem Entnazifizierungsverfahren kam es 1944 zu einer kurzzeitigen Inhaftierung Hortens. Aus der NSDAP wurde er in diesem Jahr ausgeschlossen. Anlass waren laut dem Bericht Querelen mit NS-Funktionären und der Verdacht auf unsachgemäße Verteilung von Waren. "Insgesamt zeigt sich in allen Fällen, dass das Geschäft stets vor der Politik kam. Wenn die politischen Rahmenbedingungen seinen geschäftlichen Aktivitäten entgegenkamen, dann hinterfragte Horten diese offenbar auch nicht und nutzte seinen Vorteil", hieß es im Bericht.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Erlös aus den Auktionen übertrifft bereits jetzt weit den bisherigen Rekordwert bei einer Schmuckversteigerung.
Auktion

Horten-Schmuck brachte bisher 200 Millionen Dollar ein

Die NS-Vergangenheit des Ehemanns von Heidi Horten brachte der Auktion Kritik ein. Ihren Erfolg schmälert sie offenbar dennoch nicht.
SWITZERLAND-LUXURY-JEWELLERY-AUCTION-HISTORY
Proteste

Jüdische Organisationen verlangen Stopp von Horten-Auktion

Die in den USA erst jetzt aufgegriffene NS-Vergangenheit von Heidi Hortens verstorbenem Mann überschattet die bereits angelaufene Schmuck-Auktion immer stärker.
Museum

Heidi Hortens Faible fürs Französische

Die neue Schau „Rendez-vous“ zeigt nicht nur die französische Kunst, die Heidi Horten sammelte. Sondern gibt auch Einblick in die „Residenzen“ der Milliardärin.
Porträt der jungen Heidi Horten
Juwelensammlung

Heidi Hortens Schätze werden versteigert

Im Mai verkauft Christie’s den Schmuck-Nachlass der verstorbenen Mäzenin vom Wörthersee.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.