Rächt sich die Natur an den Menschen? Das fragt der Roman „Gesang der Fledermäuse“ der Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. Spannend. Doch die Dramatisierung, die nun bei den Festwochen gastierte, hat einen wesentlichen Makel.
Eine kleine, zerbrechlich wirkende, ältere Frau in Trainingshose betritt mit einem Sackerl die Bühne des Theaters Akzent, auf der hinten zehn Sessel nebeneinander stehen. Nebel kommt auf. Sie geht zur Rampe ans Mikrofon und wird bald Verse William Blakes zitieren, mit denen sie uns wie eine Gerechte durchs Tal des Todes führt: „Once meek, and in a perilous path, / The just man kept his course along / The vale of death“ heißt es in dessen an Propheten gemahnendem, romantisch-revolutionären Buch „The Marriage of Heaven and Hell“.
Die Liebhaberin solcher Poesie ist die Erzählerin Janina Duszejko, aus einem Roman der polnischen Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk („Gesang der Fledermäuse“), der von seltsamen Vorgängen an der Grenze ihres Landes zu Tschechien handelt. Janina beginnt zu husten. Verdammtes Corona! Soll man dieser Figur, die immer wieder vom Thema abkommt oder etwas im Nachhinein besser zu erklären versucht, trauen? Sie berichtet vom Tod eines Nachbarn, der an einem Tierknochen erstickt war und von einem anderen Nachbarn entdeckt wurde. Sie und ihr etwas skurriler Begleiter hätten die Leiche aus Pietätsgründen schön angezogen, ehe die Polizei kam. Außerdem hat die Frau ein Foto mitgehen lassen, auf das sie kurz, aber mit Schrecken, blickte.