Energie

Die Wirtschaftskammer sucht den Masterplan

Wieviel grüne Energie muss Österreich importieren?
Wieviel grüne Energie muss Österreich importieren? imago stock&people
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Österreich wisse nicht, wie es die grüne Wende stemmen soll, sagt die WKO. Gemeinsam mit dem Rest des Landes will sie erarbeiten, wie Energie grün, sicher und leistbar werden kann.

„Eine Zeitlang kann man ja warten und zusehen“, sagt Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer. „Aber irgendwann ist es genug“. In Sachen Energie- und Klimawende ist der Punkt für die Interessensvertretung der Wirtschaft offenbar jetzt erreicht. „Die Dekarbonisierung hat stattzufinden. Das ist ausgemachte Sache“, erklärte auch WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Nur der Weg dahin sei vollkommen unklar.

Aus Sicht der Wirtschaft gebe es in Österreich zwar ein Sammelsurium an teils widerstrebenden Zielen und Maßnahmen, aber keinen gesamthaften Plan, der die Komplexität der Transformation ernst nimmt und klar macht, was geschehen muss. Diese Lücke, die auch andere Vertreter der Energiewirtschaft wie auch der Wissenschaft bereits bemängelt haben, will die Wirtschaftskammer nun schließen.

Breite Kooperation gesucht

Andere Länder würden die grüne Wende realistischer und auch strategischer angehen, strich Mahrer etwa die Pläne Griechenlands hervor, das in Ägypten grünen Strom produzieren und per Unterseekabel ins Land holen will.

Auch Österreich müsse sicherstellen, dass es in Zukunft genügend grüne und leistbare Energie haben werde. In einem Jahr will die Kammer einen „Energie-Masterplan“ vorlegen, der unter anderem klären soll, wie viel erneuerbare Energie das Land selbst erzeugen könne.

Welche neuen Lieferanten und Leitungen gefunden bzw. gebaut werden müssten, um den notwendigen Import an grüner Energie sicherzustellen. Und wie die Wende auch für Menschen und Unternehmen im Land bezahlbar bleiben könne. Die bisher vorliegenden nationalen Energie- und Klimapläne des Klimaschutzministeriums (BMK) würden der Komplexität der Aufgabe nicht gerecht, so Mahrer. „Vieles wird als zu einfach dargestellt.“

Das soll im Masterplan der Wirtschaftskammer, der bis Mitte 2024 vorliegen soll, naturgemäß anders sein.

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Doch was auf den ersten Blick aussieht, wie ein simpler PR-Vorstoß der Lobbyorganisation, hat durchaus Potenzial für mehr. Immerhin holt sich der ehemalige Grazer Bürgermeister und jetzige Projektkoordinator Siegfried Nagl (ÖVP) Experten aus 200 unterschiedlichen Institutionen an den Tisch, um die Aufgabe von allen Seiten ausleuchten zu können.
Die Gewerkschaft ist ebenso dabei, wie Wirtschaftsforscher, das Klimaschutz-, Wirtschafts- und Finanzministerium, etliche Bundesländer und die Städte und Gemeinden. Sie sollen in den kommenden Monaten einen Plan ausarbeiten, der die Transformation möglich mache und Menschen wie auch Unternehmen eine klare Vorstellung davon gebe, was sie in den kommenden Jahren erwarte. Viele Industriebetriebe wüssten einfach nicht, in welche Richtung sie losarbeiten sollten. Sollen sie die Produktion auf grünen Wasserstoff umstellen oder alles verstromen? Wer garantiert ihnen, dass es dann auch genug Ökostrom oder Wasserstoff für sie gebe?

„Ein Papier der Wirtschaft“

Österreich habe in der Frage lange genug gegeneinander gespielt, nun müsste das Land miteinander arbeiten, so Mahrer. „Wir wollen manche Dinge endlich außer Streit stellen, damit es dann schneller geht“.

Dass die Aufgabe nicht ganz so einfach zu meistern sein wird, wurde bei der Präsentation der Idee rasch klar: Denn Konfliktpotenzial zwischen der WKO und anderen Akteuren in dem Feld gibt es weiterhin mehr als genug. Etwa wenn es um das Ausnutzen vorhandener fossiler Reserven in Österreich geht. So sei – bei aller Gemeinsamkeit und Kooperation – eines klar, sagte Nagl: „Am Ende wird es ein Papier der Wirtschaft sein. Konflikte werden bleiben.“

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