Wiener Festwochen

Post-Russland als Museum: Alle Landkarten lügen

Nurith Wagner Strauss
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Ist sie Armenierin, Aserbaidschanerin, Russin? Oder heimatlos? Regisseurin Marina Davydova setzt ihr eigenes Schicksal an den Schluss ihres Festwochen-Abends „Museum of Uncounted Voices“.

Gedränge, unbequeme Plätze, schlechte Sicht, oft schwer verständliche Sprache: Das teils im Sitzen, teils im Stehen zu besichtigende „Museum of Uncounted Voices“ im Odeon ist für Besucher eine Herausforderung, ja: eine Zumutung. Damit passt seine Form gut zum Inhalt, der sich auf eine These bringen lässt: Geschichte ist eine Herausforderung, ja: eine Zumutung. Für den, der versucht sie zu verstehen. Und noch viel mehr für den, der sie erleben, ertragen muss.

Die Geschichtsstunde beginnt feierlich, pathetisch: mit Insignien der russischen Macht, gepriesen von der Stimme eines wilden russischen Nationalisten, der immer erregter die heilige Sendung Moskaus preist und seine Gegner beschimpft. Diese Parodie ist aber plump, denkt man schon, als sich die nächste Stimme meldet, eine ukrainische, und ruft: Kiew ist die wahre Mutter aller russischen Städte! Moskau hat nur die Politik der Goldenen Horde fortgeführt!

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