Verdrehte Fakten und dramatische Bilder: So wurde die Öffentlichkeit in die Irre geführt, um Agrar-Interessen durchzudrücken.
Krieg, gefährdete Ernährungssicherheit, sich verschlimmernde Dürren – jedes Mittel schien recht, mit dem die Agrar-Lobby und ihre Helfer im EU-Parlament ein dunkles Bild gezeichnet haben. In Briefen, in persönlichen Statements und in Interviews haben konservative EU-Abgeordnete, aber auch Landwirtschaftsminister mit Vehemenz posaunt, dass zu viel Umweltschutz die Sicherheit der Ernährung gefährde.
Die Rechnung ging auf, die EU-Kommission ließ sich breitschlagen und vom Bild der Düsternis beeindrucken: Es gab grünes Licht dafür, dass Brache-Flächen wieder beackert werden durften – bei gleichzeitiger Zusicherung, dass die Bauern die Prämien, die sie für die Brache kassieren, auch weiterhin überwiesen bekommen - ganz ohne Brache. Der Doppelt-Jackpot gelang: Das Geld floss, die Brache-Flächen wurden wieder gepflügt.
Blöd nur, dass jetzt Spielverderber an die Öffentlichkeit gegangen sind: Umweltorganisationen, die genauer hingesehen haben und aus den Statistiken herausgelesen haben, dass in Österreich nur auf 0,7 Prozent der umgeackerten Brache-Flächen Getreide angebaut wurde, aus dem Brot gebacken wird. Zu mehr als zwei Drittel wurde auf den Flächen der Brache-Unterbrechung Kraftfutter für Vieh geerntet.
Agrar-Lobbyisten und bestimmte Kreise der EU-Abgeordneten haben kaltschnäuzig die Krise als Chance ausgenutzt; den Kurs zu fahren, den sie schon immer gefahren sind, um Interessen beinhart durchzudrücken: weniger Artenschutz, weniger Klimaschutz, Verwässerung des „Green Deals“, mehr Pestizide.
Es ist ein Spiel mit Ängsten um jeden Preis, mit verdrehten Fakten und eine skrupellose Stimmungsmache mit einem Ziel: Freie Fahrt den Traktoren, koste es, was es wolle.