Analyse

Wie wirkt man sympathisch im Videocall?

Marin Goleminov
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Neben „dein Mikrofon ist stumm geschaltet“ und unangenehmen Störgeräuschen gibt es einen schmalen Grat, um in Videocalls charmant zu wirken. Dafür wurden 850 Stunden Videomaterial analysiert.

Spätestens mit Ausbruch der Coronapandemie reihten sich die Videokonferenzen in Kalendern aneinander. Ob der Winkel schmeichelhaft ist, die Lichtverhältnisse gut sind und das Mikrofon nicht auf stumm geschaltet. Diese neue Check-Liste hat Eingang in die Berufswelt gefunden. 2021 soll ein Viertel der Deutschen pro Tag zehn oder mehr Video-Anrufe pro Tag abgehalten haben.

Die zunehmende Nutzung von Konferenzsystemen führt auch dazu, öfter unter die (Kamera-)Lupe genommen zu werden. Welche Bücher sind im Hintergrund zu sehen bis hin zu den Falten, die im Vordergrund zu sehen sind. Gemäß "CNN Style" sei dies auch der Grund, warum Fettabsaugungen im Nacken, Facelifts im unteren Gesichtsbereich und Filler unter den Augen seither besonders gefragt sind. Fraglich ist auch oft, woher Störgeräusche im Hintergrund herkommen. Nicht zuletzt sorgten die Sexgeräusche während des Fußballspiels zwischen dem FC Liverpool und Wolverhampton bei der BBC-Übertragung für Aufsehen.

Um nicht für Aufsehen, sondern einen bleibenden Eindruck zu sorgen, haben Wissenschaftler 850 Stunden Videomaterial und sieben Millionen Wörter analysiert, die während Videochats aufgezeichnet wurden. Das Portal „Businessinsider" hat dazu berichtet. Die Studie, geleitet von Andrew Reece und Gus Cooney, zeige, dass es Tricks gibt, um virtuell zu überzeugen - oder zumindest netter zu wirken.

Immerzu freundlich lächeln und nicken

Die Forscher haben Freiwillige, die sich noch nie getroffen haben, zusammengebracht und sie gebeten, eine halbe Stunde lang virtuell zu sprechen – und sich dabei aufzuzeichnen. Dadurch gelang es der Gesprächsdatenbanken nicht nur die Worte zu kodieren, die automatisch von digitalen Algorithmen transkribiert, sondern auch: Tonfall, Lautstärke und die Intensität der Konversationen.

Als gute Gesprächspartner in Videokonferenzen gelten jene, die schneller, lauter und intensiver sprechen. In der Forschung sprachen sie drei Prozent schneller als schlechte Gesprächspartner. Sie schafften es, rund sechs Wörter mehr pro Minute zu verbalisieren. Gute Sprecher variieren zudem ihre Dezibelwerte stärker als die anderen. Sie stimmen die Teilnehmer - im wahrsten Sinne des Wortes - wohl auf die Kurven des Gesprächs ein.

Noch wichtiger als die Lautstärke sei die Intensität der Botschaften. Dabei spielen die Kombination aus den Frequenzen, dem Zischen der Sprache und die Körpersprache eine entscheidende Rolle. Apropos Körpersprache: Dem Nicken wird eine besondere Bedeutung in Gesprächen beigemessen. Besser bewertete Gesprächsteilnehmer nickten vier Prozent häufiger als ihr Gegenüber.

(red/ere)


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