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Das Rennen um die PS-Milliarden wird härter

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Angelockt von den Rekordumsätzen der Formel 1 drängen weitere Schwergewichte der Autobranche in die Rennserie. Doch die bestehenden Rennställe stemmen sich gegen Neuzugänge. Wie sooft geht es ihnen ums Geld.

Monte Carlo. Audi, Ford, nun auch ein Honda-Comeback. Der Boom der Formel 1 lockt immer mehr Autokonzerne zurück in die Rennserie – und löst heftige Verteilungskämpfe um die PS-Milliarden aus. Die vor dem Monaco-Gastspiel (Sonntag 15 Uhr, live Servus TV, Sky) angekündigte Rückkehr von Honda als Motorenlieferant für Aston Martin ab 2026 ist ein weiteres Zeichen für die neue Attraktivität der Motorsport-Königsklasse. Dass der Weltverband FIA außerdem mindestens einem neuen Rennstall die Tür zum Fahrerlager öffnen will, stößt bei den zehn Teams auf großen Widerstand.

Dabei geht es vor allem ums Geld. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärte zur Frage nach seinem Votum: „Wenn es die Einkünfte der anderen zehn vermindert, dann wäre es ja, als würden Truthähne für Weihnachten stimmen.“ Soll heißen: Wenn die bestehenden Teams auf einen Teil der wachsenden Einnahmen verzichten sollen, wollen sie dafür satt entschädigt werden.

Der stärkste unter den bekannten Bewerbern dürfte der US-Amerikaner Michael Andretti mit dem Projekt der General-Motors-Tochter Cadillac sein. Angekündigt hat sich zudem ein aus der Golfregion alimentiertes Team namens Formula Equal, das zur Hälfte aus Frauen und Männern bestehen soll. Auch in Asien soll es mindestens einen Interessenten geben. Mitte Mai lief die FIA-Bewerbungsfrist für die Zeit ab 2025 ab, bis Ende Juni soll es eine Entscheidung geben.

200-Milllionen-Schnäppchen

Schon sicher ist, dass Audi 2026 mit eigenem Team starten wird. Dafür übernimmt der Autobauer den Sauber-Rennstall, derzeit als Alfa Romeo unterwegs. Auch das Engagement von Ford als Technikpartner von Red Bull ab 2026 und Hondas Comeback bringen zwar mehr Schwergewichte in die Rennserie, rütteln aber nicht an der Ordnung mit zehn Teams.

Dem Grundlagenvertrag zwischen Formel 1 und FIA zufolge ist Platz für bis zu zwölf Rennställe. FIA-Chef Mohammed Ben Sulayem forcierte zuletzt die Expansion des Starterfelds und stellte sich hinter die Andretti-Bewerbung. General Motors sei „nicht irgendjemand, der ein Abenteuer haben will“, meinte der FIA-Präsident. „Wir müssen so etwas fördern.“

Doch F1-Chef Stefano Domenicali tritt auf die Bremse. Bei Abschluss des Grundlagenvertrags habe „niemand erwartet, dass der Wert dieses Sports so stark steigen würde“, sagte der Italiener. Die damals vereinbarten 200 Millionen Dollar Eintrittsgebühr für jedes neue Team sehen die Bosse inzwischen als Schnäppchen. Die Schutzzahlung soll die Einbußen der Rennställe auffangen, wenn die Einnahmen künftig unter mehr Teilnehmern aufgeteilt würden.

Bitte keine Träumer

1,2 Milliarden Dollar schüttete F1-Besitzer Liberty Media zuletzt an die Teams aus, Tendenz stark steigend. Die US-Eigentümer haben die Umsätze kräftig in die Höhe getrieben, mit einem kleineren Stück vom Kuchen will sich nun niemand abfinden. „Es wäre vorteilhaft, wenn jeder Neueinsteiger wirklich etwas Neues zur Show beitragen könnte“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Sein Haas-Kollege Günther Steiner meinte: „Finanziell sind alle stabil. Warum sollten wir das Boot zum Schaukeln bringen, wenn nicht mehr für uns drin ist.“ McLaren-Chef Zak Brown warnte, dass man keine Träumer gebrauchen könne.

Doch die Entscheidung über Neuzulassungen liegt beim Weltverband. Red-Bull-Manager Horner fährt daher noch ein praktisches Argument auf: Auf Rennstrecken wie Monaco sei gar kein Platz für ein elftes Team. „Wo sollen die Motorhomes hin, wo die Laster?“ Schon am Wochenende können die Streitparteien beim Klassiker im Fürstentum nachmessen.

(red.)

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