Global Slavery Index

Die weltweite Tragödie der modernen Sklaverei

Die Zahl der Opfer von Zwang und Ausbeutung hat sich in den vergangenen fünf Jahren laut einem Bericht weltweit um zehn Millionen erhöht – ein Anstieg von 20 Prozent. Besonders gefährdet sind Migranten.

Es sind alarmierende Daten, die die Menschenrechtsorganisation Walk Free am Mittwoch in London präsentiert hat: Die Zahl der Menschen, die Opfer von moderner Sklaverei geworden sind, ist allein in den vergangenen fünf Jahren (2016 bis 2021) von 40 Millionen auf 50 Millionen in die Höhe geschnellt. Ein Anstieg von 20 Prozent in so kurzer Zeit zeige, wie zerbrechlich hart erkämpfte Menschenrechte auf der ganzen Welt noch seien, betonten die Autoren des „Global Slavery Index“.

Moderne Sklaverei kann viele Formen der Ausbeutung annehmen – von Zwangsarbeit, Zwangsheirat und Zwangsprostitution bis hin zu Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Menschenhandel. Besonders gefährdet seien Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, heißt es in dem Bericht – sei es aufgrund von Naturkatastrophen, Klimawandel oder Kriegen. „Der Index zeigt, dass es in Zeiten der Krise – ob Covid-19-Pandemie, Klimakrise oder bewaffnete Konflikte – die Verletzlichsten auf dieser Welt sind, die am härtesten und schnellsten getroffen werden.“

Nordkorea führt die Liste an

Auch die weltweite Einschränkung der Frauenrechte hat nach Ansicht der Autoren zum Anstieg moderner Sklaverei beigetragen.
Von den 160 untersuchten Staaten steht Nordkorea ganz oben auf der Minus-Liste, gefolgt von Eritrea, Mauretanien, Saudiarabien und der Türkei. In absoluten Zahlen gemessen führt Indien mit elf Millionen Ausgebeuteten das Ranking an, dann folgt China mit 5,8 Millionen modernen Sklaven. Nordkorea – ein Land mit gut 25 Mio. Einwohnern – landet auf dieser Liste schon auf Platz 3; geschätzte 2,7 Mio. sind dort Opfer moderner Sklaverei. 1,8 Mio. sind es in Russland, 1,3 Mio. in der Türkei und 1,1 Millionen in den USA.

Am wenigsten verbreitet ist moderne Sklaverei im Verhältnis zur Bevölkerung in der Schweiz (4000), gefolgt von Norwegen, Deutschland, den Niederlanden und Schweden. Österreich landet im regionalen Positiv-Vergleich auf Platz elf der europäischen Staaten, hinter Großbritannien. Hier schätzt Walk Free, dass 17.000 Menschen Opfer von Zwang und Ausbeutung geworden sind. Das zunehmend feindliche Klima Migranten gegenüber habe aber auch in Europa mehr Menschen diesem Risiko ausgesetzt, so der Bericht.

Undurchsichtige Lieferketten

Besonders betont die Organisation die Verantwortung der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20), denen sowohl Länder mit hohen Opferzahlen wie Indien, China und Russland als auch die Staaten mit den niedrigsten Zahlen angehören. Die Produktion und die Bewegung von Gütern zwischen Ländern schaffe undurchsichtige Lieferketten, die moderne Sklaverei verschleierten und begünstigten, heißt es in dem Bericht. Die Autoren fordern, Lieferketten stärker auf diesen Aspekt hin zu überprüfen. Den Wert der so genannten Risikoprodukte, die jährlich in G20-Staaten eingeführt werden, beziffert Walk Free auf circa 468 Milliarden US-Dollar.

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Eine große Herausforderung ist es, moderne Sklaverei in den Lieferketten der westlichen Länder zu unterbinden. Denn: „Sie ist in unsere Kleidung eingewoben, beleuchtet unsere Elektronik und würzt unser Essen“.

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