Mein Donnerstag

Übers Klima sudern

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mosquito drinks human blood on green background Copyright: xJolantaxDabrowskax/xDesignxPicsx , 30428754 PUBLICATIONxINxG(c) IMAGO/Design Pics (IMAGO)
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Hitze, Gelsen, oder das grantige Gemüt? Daran kann nur der Klimawandel schuld sein. Oder?

Schieben wir es auf das Wiener Gemüt: Ich hatte also ob meiner Herkunft gar keine andere Wahl, als über die Hitze zu sudern, als in den vergangenen Tagen das Thermometer jenseits der 25 Grad stieg. Um das nicht falsch zu verstehen: Ich liebe warmes Wetter und den Sommer und habe nach dem vielen Regen den Sonnenstrahlen schon entgegengefiebert. Trotzdem kamen nach der ersten Fahrt durch das schwüle Wien unweigerlich launische Gedanken auf: Wie soll man das die nächsten vier Monate aushalten? Und vor allem: Mit noch einmal zehn oder vielleicht bald 15 Grad mehr auf dem Thermometer? Vielen Dank, Klimawandel.

Der Klimawandel macht sich als Sündenbock fürs herzhafte Sudern ziemlich gut. Auch für ein anderes Phänomen der letzten Tage musste er herhalten: Die Gelsen, die plötzlich überall schwirrten, nervten und gefühlt jedes freie Stück Haut bevölkerten. So schlimm war das noch nie, das muss der Klimawandel sein!

Aber Achtung: Es stimmt, der Klimawandel sorgt dafür, dass Gelsen auch in höhere Gefilde vordringen und sich außerdem mehr exotische Mückenarten hierzulande ansiedeln. Für den Gelsenansturm des vergangenen Wochenendes kann er aber weniger. Denn dieser Ansturm war eigentlich gar keiner, sondern wurde durch den schlagartigen Wetterumschwung nur als besonders arg wahrgenommen. Im Gegenteil: In der Stadt herrscht stattdessen ein Zehn-Jahres-Tiefstand der Stechmücken, berichten Parasitologen.

Egal ob Gelsen, das Wetter oder das eigene Gemüt, vieles wird vom Klimawandel beeinflusst, aber nicht alles und nicht immer. Und hier muss man, zumindest als Journalistin, genau sein. Auch, um Leugnern, die ohnehin gern „Hysterie“ schreien, nicht noch mehr Munition zu geben. In der Klimawissenschaft gibt es dazu sogar ein eigenes Fach: Die Attributionsforschung berechnet, welche Ereignisse mit welcher Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückzuführen sind.

Bis man ein definitives Ergebnis hat, kann es aber, so ist das in der Forschung, dauern. Eines geht in der Zwischenzeit natürlich immer: ein bisschen sudern.

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