SPÖ-Führungsstreit

Ex-Präsident Fischer: "Doskozils Vorgehen hat mir wehgetan"

Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) und Altbundespräsident Heinz Fischer
Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) und Altbundespräsident Heinz FischerAPA/EVA MANHART
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Der frühere Bundespräsident Heinz Fischer kritisiert die SPÖ-Mitgliederbefragung. Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil müsse sich ändern, wenn er die Partei einen wolle.

Der frühere Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) zeigt sich betroffen über den aktuellen Führungsstreit in seiner Partei respektive über den Umgang der Kontrahenten miteinander. Insbesondere das Verhalten des burgenländischen Landeshauptmannes Hans Peter Doskozil gegenüber der bisherigen Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner schmerzt ihn, wie er am Donnerstag im Interview mit dem Magazin „profil“ sagte: „Die SPÖ ist, glaube ich, eine bessere Regierungspartei als Oppositionspartei. Und ohne jetzt in alten Wunden zu wühlen, aber das Vorgehen des burgenländischen Landeshauptmannes gegen Rendi-Wagner hat mir wehgetan.“ 

Er habe jedenfalls großen Respekt vor Rendi-Wagner, die sich „mutig und korrekt“ verhalten habe. Außerdem räumte er ein, damit gerechnet zu haben, „dass die Parteivorsitzende eine Mehrheit bekommt“. Er habe sich aber offenkundig verschätzt: „Unzufriedenheit zu schaffen, ist leichter, als Zufriedenheit und Harmonie herbeizuführen. Wenn sich Unzufriedenheit paart mit Ehrgeiz, dann scheint das beträchtliche Energien freizusetzen.“ 

Wahl „zwischen Skylla und Charybdis“ 

Dazu, dass nun am ersten Juni-Wochenende beim roten Parteitag eine Kampfabstimmung zwischen Doskozil und dem Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler (die beiden hatten bei der Mitgliederbefragung die ersten beiden Plätze belegt, Rendi-Wagner erhielt den dritten Platz und kündigte daraufhin ihren Rücktritt an) stattfinden wird, meinte Fischer: „Kampfabstimmungen um den Parteivorsitz sind manchmal unvermeidbar, wirken aber nicht Harmonie schaffend." Daher sei die SPÖ nun in einer Situation, „in der sie – was die Prozedur betrifft – zwischen Skylla und Charybdis wählen musste“ (eine aus der griechischen Mythologie stammende Redewendung, die übersetzt „das kleinere von zwei Übeln wählen“ meint, Anm.).

Danach gefragt, ob er Doskozil und Babler eine Heilung der Partei zutraue, sagte Fischer: „Beide müssen es zusammenbringen, daran werden sie gemessen.“

Dass sich Letzterer in den Ring geworfen und aus dem ursprünglichen Duell zwischen Rendi-Wagner und Doskozil einen Dreikampf gemacht habe, bewertete Fischer wie folgt: „Ich glaube, er hätte noch Zeit gehabt. Und noch ein bisschen Geduld haben können. Er ist aber angetreten, und jetzt werden – so oder so – große Anstrengungen notwendig sein, die Wunden zu heilen.“ Persönlich kenne er Babler jedenfalls seit mehr als 15 Jahren: „Er hat als Bürgermeister die bemerkenswerte Leistung vollbracht, in der Gemeinde mit dem größten Flüchtlingslager Österreichs menschliche Flüchtlingspolitik zu betreiben und mehr als zwei Drittel der Stimmen zu bekommen.“ 

>>> Interview von Heinz Fischer im „profil“ 

(hell)

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